Tennis

Popstars, Spielerfrauen & Grand Slam Titel (Einzel)

Chrissie Evert & Jimmy Connors (c) Motorsport Yesterday
Chrissie Evert & Jimmy Connors (c) Motorsport Yesterday


Tom Distler wirft einen Seitenblick auf die internationale Tennisszene. Dieser führt uns direkt in die 70er Jahre. Es dominieren die Australier, dann die Amerikaner und natürlich die Schweden...

Sie lösen einen wahren Tennisboom aus. Ilie Nastase (*1946), Jimmy Conners (*1952), Björn Borg (*1956) und John McEnroe (*1959) werden wie Popstars gefeiert. Während vom Clubhaus zu den Plätzen noch Polizeieskorten abgestellt werden, ist der moderne Tennisprofi im öffentlichen Verkehrsraum den Groupies schutzlos ausgeliefert. In Wimbledon stürzen sich beispielsweise dreihundert (!) kreischende Teenies auf den blonden Schweden, der gerade zu Fuß unterwegs ist. Sie zerren ihn zu Boden und lassen ihn 20 Minuten nicht entkommen. Borg wird schließlich von den Hütern des Gesetzes befreit. Halb beglückt und halb verängstigt, wie er später zu Protokoll gibt. Björn Borg ist ein Phänomen. Das Finale 1980 gegen McEnroe gilt unter Insidern als das größte Match aller Zeiten. Im spektakulären Tiebreak des vierten Satzes wehrt Big Mac fünf Matchbälle ab. Doch Eisborg siegt in fünf Sätzen. Der Sandplatzspezialist gewinnt sechsmal die French Open und fünfmal in Serie in Wimbledon. Und er kümmert sich weiterhin rührend um hübsche Mädchen. Da ist die rumänische Tennisspielerin Mariana Simionescu (*1956). Ehefrau 1 von 1980-1984. Diese hat inzwischen einen Sohn mit Rennfahrer Jean-Louis Schlesser. 1985 trifft Borg das Fotomodell Jannike Björling. Sohn Robin wird geboren. Ehefrau 2 wird die italienische Sängerin Loredana Bertè (1989-1993). Ehefrau 3 Patricia Östfeldt (seit 2002). Mit ihr hat er Sohn Leo (* 2003), der ebenfalls Tennis spielt. Bleiben wir sportlich. 1973 wird die ATP-Weltrangliste eingeführt. Nastase, John Newcombe (*1944) und Conners stehen zunächst an der Spitze, dann Borg, nochmals Connors, McEnroe, Ivan Lendl (*1960) und Mats Wilander (*1964). 


Direkte Duelle aus der Sicht von Borg:

Björn Borg - Ilie Nastase 10:7

Björn Borg - John Newcombe 2:3

Björn Borg - Jimmy Connors 15:8

Björn Borg - John McEnroe 7:7

Björn Borg – Ivan Lendl 6:2

Björn Borg - Mats Wilander 1:0


Auswahl der wichtigsten Grand-Slam-Siege von Borg:

1974 French Open (GF): Björn Borg – Manuel Orantes 2-6, 6-7, 6-0, 6-1, 6-1

1976 Wimbledon (GF): Björn Borg – Ilie Nastase 6-4, 6-2, 9-7

1977 Wimbledon (HF): Björn Borg – Vitas Gerulaitis 6-4, 3-6, 6-3, 3-6, 8-6

1977 Wimbledon (GF): Björn Borg – Jimmy Connors 3-6, 6-2, 6-1, 5-7, 6-4

1978 Wimbledon (GF): Björn Borg – Jimmy Connors 6-2, 6-2, 6-3

1979 Wimbledon (GF): Björn Borg – Roscoe Tanner 6-7, 6-1, 3-6, 6-3, 6-4

1980 Wimbledon (GF): Bjorn Borg - John McEnroe 1-6, 7-5, 6-3, 6-7 (16-18), 8-6


Szenewechsel nach Südbayern. Ich bereite mich schon mal vorsorglich auf den großen Ansturm der Groupies vor und beförderte die gelbe Filzkugel stundenlang mit einem einfachen Holzracket gegen die heimische Hausmauer. Meine überschaubare Klasse reicht für ein paar Einsätze im regionalen Tennisclub. Und der Legende nach sollen sogar eine Handvoll weiblicher Tennisfans den ein oder anderen Blick zum überschaubaren Tenniskünstler riskiert haben. Ich liebe Leichtigkeit, Eleganz und lange Ballwechsel. 1982 gewinnt der erst 17jährige Mats Wilander die French Open (4:42 Stunden). Im vierten Satz schafften es die beiden Kontrahenten, den Ball 84 - mal (!) über das Netz zu spielen, ehe der 4fache Grand-Slam-Sieger Guillermo Vilas (*1952) den Punkt macht. So ist es nicht verwunderlich, dass mich die Grundlinienspezialisten Wilander und Ivan Lendl besonders faszinieren. Hochklassige Matches sind das Markenzeichen ihrer Rivalität. Wie 1988 in Flushing Meadow. Das österreichische Fernsehen berichtet zunächst zeitversetzt und steigt dann Live ein. Mit Spielzeit 4:54 Stunden ist es das längste Finale der US Open-Geschichte. Was für ein Match. Der 7fache Grand-Slam-Sieger aus Schweden löst den gebürtigen Tschechoslowaken (8 Titel) nach 5 langen Sätzen an der Spitze der ATP-Weltrangliste ab. Nach Siegen in Australien und Paris das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Aber der letzte große Titel. Wilander ist seit 2006 Experte bei Eurosport und lebt mit seiner Frau Sonya (Model aus Südafrika) und vier Kindern auf einem Landgut im US-Skiresort Sun Valley in Idaho. Seine Jugendfreundin Annette Hjort Olsen heiratet 1992 den makellosen, 6fachen Grand-Slam-Sieger Stefan Edberg (*1966). Sie haben zwei Kinder. Lendl steht 1989 wieder an der Spitze der Weltrangliste (insgesamt 270 Wochen) und gibt seiner langjährige Freundin Samantha Frankel das Ja-Wort. Sie leben mit ihren 5 Töchtern im US-Bundesstaat Connecticut.


Direkte Duelle von Lendl & Wilander:

Ivan Lendl – Mats Wilander 15:7

Ivan Lendl - Jimmy Connors 22:13

Ivan Lendl – John McEnroe 21:15

Ivan Lendl – Pat Cash 5:3

Mats Wilander – Jimmy Connors 5:0

Mats Wilander - John McEnroe 6:7

Mats Wilander - Pat Cash 4:5

Mats Wilander – Stefan Edberg 11:9


Auswahl der größten Grand-Slam-Siege von Lendl & Wilander: 

1982 French Open (GF): Mats Wilander – Guillermo Vilas 1-6 7-6 6-0 6-4

1983 Australien Open (GF): Mats Wilander - Ivan Lendl 6-1, 6-4, 6-4

1984 French Open (GF) Ivan Lendl – John McEnroe 3-6, 2-6, 6-4, 7-5, 7-5

1985 US Open (GF): Ivan Lendl - John McEnroe 7-6, 6-3, 6-4

1987 US Open (GF): Ivan Lendl - Mats Wilander 6-7, 6-0, 7-6, 6-4 

1988 Australien Open (GF): Mats Wilander - Pat Cash 6-3, 6-7, 3-6, 6-1, 8-6

1988 US Open (GF): Mats Wilander - Ivan Lendl 6-4, 4-6, 6-3, 5-7, 6-4


Auch mein Racket - der Marke Prince - liegt längst in der Ecke. Ich sitze gemütlich auf der Terrasse, blättere in Tennis-Biografien, durchforste alte Bücher und stöbere im Archiv. Welche Spieler prägten den Tennissport? Bill Tilden (10 Titel) aus Philadelphia dominiert die 20er Jahre. Pancho Gonzales (1928-1995) gewinnt 1948/49 die US Open, wechselt ins Profilager und ist bei den Grand-Slam-Turnieren nicht mehr spielberechtigt. Der Sohn mexikanischer Einwanderer aus Los Angeles hat eine sehr interessante Biografie und wird in den 50er und frühen 60er Jahren als bester Spieler der Welt bezeichnet. Er war sechsmal verheiratet, zuletzt mit Rita, der Schwester von Andre Agassi (*1970). Doch dann… Australier, überall Australier. Zwischen 1961 und 1967 gewinnt der Amateurspieler Roy Emerson (*1936) 12 Grand-Slam-Titel. Sein Landsmann Rod Laver (11 Titel) als einziger Spieler zweimal den Grand Slam. 1962 als Amateur und 1969 als Profi. 1968 wird Tennis zeitgemäß, modern und offen für beide Lager. Die Australier dominieren das Welttennis. Erster Turniersieger in Bournemouth ist Ken Rosewall (*1934). Der achtfache Grand-Slam-Sieger gewinnt auch die French Open. John Newcombe erspielt 7 Titel. Beide sind ausgezeichnete Serve and Volley Spieler. In ihre Fußstapfen tritt Pat Cash (*1965). Der australische James Dean gewinnt 1982 die Jugendtourniere von Wimbledon und Flushing Meadow. 


Auswahl direkte Duelle (Australische Spieler):

Rod Laver – Roy Emerson 31:8

Rod Laver - Ken Rosewall 89:75

Rod Laver – John Newcombe 14:4

Ken Rosewall - John Newcombe 12:10


Auswahl großer Grand-Slam-Spiele von Cash

1984 US Open (HF): Ivan Lendl - Pat Cash 3-6, 6-3, 6-4, 6-7, 7-6

1987 Australien Open (GF): Stefan Edberg - Pat Cash 6-3, 6-4, 3-6, 5-7, 6-3

1987 Wimbledon (GF): Pat Cash – Ivan Lendl 7-6, 6-2, 7-5


Margaret Smith Court (*1942) dominiert das Damentennis. Sie erspielt sich von 1960 bis 1977 den Grand Slam und 24 Grand-Slam-Titel (Rekord). Elf in Australien, drei in Wimbledon, fünf in Roland Garros (French Open) und fünf in Forest Hills (US Open). Wegen ihrer enormen Spannbreite wird sie The Arm genannt. Nach ihrem Ruhestand wird Court Pfarrerin. In den 70er Jahren besteigen Chris Evert (*1954) und Jimmy Connors nahezu gemeinsam den Tennis-Thron. Weltranglistenerste für 260 bzw. 268 Wochen. 1970 gewinnt der Teenager aus Fort Lauderdale beim Sandplatzturnier in North Carolina gegen die Weltranglistenerste Margaret Smith Court (*1942) mit 7:6, 7:6. Ein Paukenschlag! Everts Hauptrivalinnen werden Martina Navratilova und Tracy Austin (*1962). Tracy gewinnt 1979 als jüngste Spielerin die US Open, dann nochmals 1981. Am 17. August 1993 heiratet sie den Immobilienunternehmer Scott Holt, hat 3 Söhne und arbeitet beim Fernsehen als Kommentatorin.


Auswahl direkter Duelle (Weltspitze der Damen):

Margaret Court - Billie Jean King 21:13

Chris Evert - Margaret Court 9:3

Chris Evert - Billie Jean King 13:4 

Chris Evert - Martina Navratilova 43:37

Chris Evert - Tracy Austin 6:8


Als die Computer-Weltrangliste im August 1973 eingeführt wird, steht der geniale Tenniskünstler Ilie Năstase aus Rumänien ganz oben. Bei den US Open 1972 in New York bezwingt er Lokalmatador Arthur Ashe (1943-1993) in fünf Sätzen. 1973 in Roland Garros auf Asche folgt Titel Nummer 2. Nasty bringt Spielwitz, Humor, Intelligenz und Leichtigkeit auf den Platz. Während eines ewig langen Ballwechsels im Doppel geht Nastase beispielsweise zu einer Blondine, die in der ersten Reihe sitzt und lässt sich ihre Telefonnummer aufs Handgelenk schreiben. Doch so manches Mal geht auch der Gaul mit ihm durch. Landsmann Graf Dracula Ion Țiriac (*1939) weiß: "Ilie ist der erste Spieler, der das Interesse der Menschen am Tennis aus dem Kreis der Tennisclubs hinaus in die Welt trägt. 10000 Menschen im Stadion liebten ihn, 10000 Menschen hassten ihn. Aber ein echter Champion muss hörbar sein." Rundum eine schillernde Persönlichkeit eben, dessen Charme Fraunherzen schneller schlagen lässt. 5 Mal steht Nastase - bisher - vor dem Altar. Patenonkel seiner Kinder ist Freund und Kollege Jimmy Connors...


Auswahl direkter Duelle von Nastase & Connors:

Ilie Nastase - Ken Rosewall 3:6

Ilie Nastase – John Newcombe 4:1

Ilie Nastase - Vitas Gerulaitis 1:10

Ilie Nastase - Jimmy Connors 15:12

Jimmy Connors - Ken Rosewall 7:1

Jimmy Connors - John Newcombe 4:2

Jimmy Connors – Vitas Gerulaitis 18:5



Jimmy heiratet 1979 das Playmate Patti McGuire (2 Kinder). Evert zunächst den britischen Tennisprofi John Lloyd (1979-1987), dann Olympia-Skifahrer Andy Mill (1988-2006, 3 Söhne) und Golfer Greg Norman (2008-2009). Sie hat eine Tennisakademie in Boca Raton, Florida.


Fortsetzung folgt...



Quellen:

Pat Cash - Uncovered

Jimmy Connors - Der Outsider

Richard Evans – Open Tennis

John Grasso - Historical Dictionary of Tennis

Patrick McEnroe - Tennis For Dummies

Helmut Heimann - Tenniskünstler Ilie Năstase (Artikel)

ATP Tour - Head 2 Head (Homepage)

Match Stat oder Steve G Tennis - Head 2 Head (Homepage)

Tennis Magazin (Homepage & Archivmaterial)


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