HERRMANN
Hans Herrmann - Eine schwäbische Rennlegende
Hans Herrmann lenke mit dem Mercedes-Benz W 196 (Juan-Manuel Fangio, 1954) eines von zwei Weltmeisterautos auf der Solitude-Jubiläumsveranstaltung 2003. Tom Distler von Motorsport Yesterday traf ihn zum Interview!
Lokalmatador Herrmann erblickte am 28.02.28 in Stuttgart das Licht der Welt. Die Eltern betrieben ein Cafe in der Innenstadt. Als Junge besuchte er bereits Rennen auf der nahe liegenden Solitude - Rennstrecke und träumte fortan von einer Karriere im Automobilsport.
Mit welchen
Gefühlen kehrten Sie auf die Solitude zurück?
Hans Herrmann: Ich halte es für eine tolle Sache, dass man die Solitude als Rennstrecke nicht vergisst, aber sie war ja auch weltberühmt. Leider können wir nur noch den Teil befahren, der bereits vor 100 Jahren rund um das Schloss geführt hat. Meine Erinnerungen sind natürlich eng mit den 5 oder 6 Rennen verbunden, die ich hier gefahren bin auf Porsche, Lotus und Abarth. Es freut mich einfach, nach 1964, als plötzlich Schluss war, wieder hier zu sein.
1953 begann Hans Herrmann im Werksteam von Porsche, sicherte sich zweimal den
Titel des Deutschen Sportwagenmeisters, erreichte einen Klassensieg bei der
Mille Miglia und bestritt auch sein erstes Formel 1-Rennen auf dem Nürburgring.
Im Jahr darauf lockte Mercedes mit der Formel 1.
Mercedes bestritt 1954 die Saison mit Ihnen, Juan - Manuel Fangio und Karl
Kling...
Hans Herrmann: Es war natürlich sehr viel möglich in der Formel 1 mit Mercedes, da war ich im ersten Jahr Sechster in der Fahrerweltmeisterschaft und dabei auch ein paar Mal auf dem Treppchen, wie man heute sagt. Fangio, das war unser großer Fahrer, der in dieser Zeit zweimal Weltmeister auf Mercedes wurde, insgesamt sogar fünfmal. Mit seinem Fahrzeug bin ich noch zwei oder dreimal im Jahr unterwegs.
Seine Zeit bei Mercedes endete nach einem schweren Trainingsunfall in Monaco
1955, der Automobilhersteller zog sich nach dem Drama von Le Mans aus dem
Rennsport zurück. Die Rennen auf der Berliner Avus wurden 1959 ebenfalls von
schlimmen Unfällen überschattet. Hans Herrmann wurde zum "Hans im Glück", das
Jean Behra am Vortag im Sportwagenrennen leider versagt blieb.
Wie haben Sie diese Tage erlebt?
Hans Herrmann: Mit Jean Behra war ich eng befreundet und er lieh mir auch häufig seinen Wagen. Ich bin am Samstag mit ihm zum Start gegangen. Er fuhr einen Porsche und hatte gute Chancen das Rennen gegen von Trips zu gewinnen, aber es regnete sehr stark. Ich habe ihn noch gewarnt vor der Steilwandkurve, die oben sehr rutschig war. Eine sehr gefährliche Strecke und leider kam es zum Unglück. Es hat mich sehr getroffen. Am Sonntag startete ich im Formel 1 - Rennen mit den BRM von Stirling Moss und meine Bremsen versagten. Ich bin mit 280 Stundenkilometer rausgeflogen, dann bei einer Höhe von 12 Meter insgesamt 70 Meter geflogen. Es hat mich zweimal überschlagen, hatte aber ein riesiges Glück. Bevor der Wagen erstmals aufschlug, war ich bereits am Boden und bin 60 Meter entlang gerutscht und hab mir dabei den kleinen Finger gebrochen, allerdings auch überall Aufschürfungen und Fleischwunden. Das sind die Erinnerungen an den August.
Die schwäbische Rennlegende galt als sehr temperamentvoll, entwickelte sich
aber zu einem absolut zuverlässigen, vielseitigen und abgeklärten Piloten, der
zahlreiche Erfolge auf Renn- und Sportwagen feierte. Er galt als Spezialist für
Langstreckenrennen, dies unterstreichen unter anderem die Siege in Sebring
(1960), Targa Florio1960 und Le Mans (1970). Bis 1966 bestritt Herrmann noch
Formel 1 -Rennen auf Maserati, BRM, Cooper, Porsche und Brabham.
Welche Erinnerungen haben Sie an Le Mans 1970?
Hans Herrmann: Na gut, es war mein letztes Rennen. Ein Rennen, das ich endlich
zusammen mit dem Richie Attwood, einem Engländer, gewinnen konnte. 1969 bin ich
mit nur 1,5 Sekunden Abstand von Jacky Icky geschlagen worden. Er fuhr einen
Ford GT 40, wir hingegen nur den 3 Liter. 1970 änderte sich das im Porsche 917.
Nach dem Sieg dachte ich, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt abzuschließen,
nach 20 Jahren.
Aufruf: Wir wollen die Erinnerung an die Grand Prix-Piloten der guten alten Zeit immer aufrecht erhalten. Du kanntest / kennst einige Fahrer noch persönlich und / oder willst uns deine Fotos, Erlebnisse bzw. Anekdoten für die Homepage zusenden? Dann würden wir uns sehr freuen: f1yesterday@gmx-topmail.de (Danke!)
Rennsportgeschichte: www.motorsport-yesterday.de/f1-1950-1959
Maria-Teresa de Filippis (Interview): www.motorsport-yesterday.de/de-filippis
Hubert Hahne (Interview): www.motorsport-yesterday.de/hahne
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