F1 1960-1979

Rennsportgeschichte 1960-1979

Während der folgenden Formel 1-Chronologie wirft Tom Distler für Motorsport YESTERDAY auch einen Blick auf die schillernde Geschichte des Hesketh-Teams...


James Hunt 1973 im Hesketh (c) Adrian Wirz Fotografie
James Hunt 1973 im Hesketh (c) Adrian Wirz Fotografie

1960: Jack Brabham im Cooper holt seinen Titel bereits zu Saisonmitte - In Belgien verunglückten Chris Bristow und Alan Stacey... 1961: Beim Grand Prix von Italien verunglückt der WM-Führende Wolfgang Graf Berghe von Trips, mit ihm 13 Zuschauer - Teamkollege Phil Hill gewinnt auf Ferrari und wird Weltmeister... 1962: Graham Hill auf BRM gewinnt den Titel - Jim Clark überholt auf dem Nürburgring 17 Gegner auf regennasser Strecke... 1963: Seriensieger (7 von 10 Saisonrennen) Jim Clark gewinnt mit Lotus die Weltmeisterschaft... 1964: John Surtees wird auf Ferrari mit zwei Saisonsiegen im letzten Rennen Weltmeister - Honda debütiert in Deutschland... 1965: Jim Clark holt den zweiten Titel für Lotus, gewinnt 5 Rennen (insgesamt 6) in Folge...

1966: Jack Brabham wird mit 4 Siegen Weltmeister - John Tayler verunglückt in Deutschland, Giuseppe Farina bei einem Autounfall... 1967: Denis Hulme wird mit Brabham-Repco Weltmeister, gewinnt 2 Rennen - Jim Clark kommt auf vier Saisonsiege - Lorenzo Bandini verunglückt beim Grand Prix von Monaco... 1968: Jim Clark verunglückt bei einem Formel 2 Rennen auf dem Hockenheimring - Gold-Leaf wird erster Sponsor in der Formel 1 und Graham Hill mit 3 Siegen Weltmeister - Jo Schlesser verunglückt beim französischen Grand Prix... 1969: Jackie Stewart gewinnt überlegen die Weltmeisterschaft (6 Siege) - Graham Hill feiert zum fünften Mal in Monaco - Gerhard Mitter verunglückt beim Training zum Grand Prix von Deutschland...

1970: Jochen Rindt auf Lotus verliert im Training zum GP von Italien sein Leben und wird dennoch mit 5 Siegen Weltmeister - Bruce McLaren verunglückt in einem Sportwagen, Piers Courage beim Holland GP - Tyrrell debütiert mit eigenem Auto... 1971: Jackie Stewart wird auf Tyrrell mit 6 Siegen Weltmeister vor Ronnie Peterson (March) und Francois Cevert (Tyrrell) - Jo Siffert verunglückt bei einem Grand Prix ohne WM-Status in Brands Hatch... 1972: Emerson Fittipaldi auf Lotus wird mit 5 Siegen jüngster Formel 1-Weltmeister der Geschichte - Joakim Bonnier verunglückt in Le Mans - Bernie Ecclestone kauft Brabham... 1973: Roger Williamson verunglückt beim holländischen Grand Prix - Jackie Stewart wird auf Tyrrell mit 5 Siegen Weltmeister und erklärt seinen Rücktritt - Teamkollege Francois Cevert verunglückt im Qualifikationstraining zum Grand Prix der USA - Die FOCA übernimmt mit Präsident Bernie Ecclestone die Kontrolle der Formel 1...

1974: Emerson Fittipaldi (3 Siege) wird auf McLaren im letzten Rennen gegen Clay Regazzoni (Ferrari) und Jody Scheckter (Tyrrell) Weltmeister - Niki Lauda (Ferrari) gewinnt seine ersten 2 Rennen - Peter Revson verunglückt bei Testfahrten in Südafrika, Helmut Koinigg beim Rennen in den USA... 1975: James Hunt gewinnt seinen einzigen Grand Prix für Hesketh und Niki Lauda auf Ferrari (5 Siege) die Weltmeisterschaft - 5 Zuschauer verlieren beim GP von Spanien (Unfall Rolf Stommelen) ihr Leben, Mark Donohue beim Warm-Up in Österreich - Graham Hill beendet seine Rennsportkarriere und verunglückt bei einem Flugzeugabsturz im November...

Rennfahren nur zum Spaß? Heutzutage undenkbar, für Lord Alexander und sein Hesketh Team war es Realität.

Hesketh war eines der "schillernsten Teams" in der Formel 1-Geschichte. Lord Alexander, der dritte Baron von Hesketh ("Le Patron") ließ sein Fahrzeug von 1973 bis 1978 in 52 GPs starten und konnte mit James Hunt ("Superstar") 1975 in Zandvoort ein Rennen gewinnen. Im riesigen Hesketh-Zelt im Fahrerlager gab es nach der Triumphfahrt Champagner für alle, auch für die Zuschauer. Die Party ging noch zwei Tage weiter, in den fünfzig Zimmern des altenglischen Hesketh-Schlosses in Towcester (nähe Silverstone). Fotomodell Suzy Miller und ihr Freund James Hunt mittendrin. Es gab viele Groopies, die glänzende Augen bekamen, wenn sie den Namen Hesketh nur hörten. Und seine Lordschaft zog eine Show nach der anderen ab. Einmal länger in San Francisco, ließ der Lord eine Handvoll Mädchen aus London einfliegen oder sich vom Hotelportier für 100 Pfund in den zwanzigsten Stock tragen. Mit 24 Jahren brachte Lord Hesketh eine Biographie mit einstündigem Spielfilm über seine Person heraus.

Aber alles begann schon viel früher. Durch Gäste wie Rindt, Stewart und Co. fand seine Lordschaft Gefallen an der Formel 1 und holte so manchen Piloten mit seinem Privathubschrauber ab. Hesketh lieferte sich ein Rennduell mit Jackie Stewart. Im Porsche unterlag seine Lordschaft in Silverstone den schottischen Ford-Capri-Fahrer. Mit 5 Jahren verlor der Lord seinen Vater. Das Erbe von über 70 Millionen Pfund wurde umgesetzt in einen Tanker, einen handbemalten Rolls Royce, einen Executive-Jet und einen March-Formel 1 zum umbauen. Die Stallungen wurden zur Werkstatt, die Sattlerei zur Gießerei umfunktioniert und eine "Vereinigung extremer Typen" zusammengeschweißt. Leute wie Harvey Postlethwaite, Bubbles Horsley und James Hunt folgten dem Ruf des 140 Kilo-Lords. Die ersten Versuche im Frühjahr 1973 waren abenteuerlich. Beim Formel 2-Test in Goodwood fabrizierte "James Shunt" einen Salto und in Thruxton rollte Bubbles sein Fahrzeug über Sir Alexanders Fuß. Ein Teddybär wurde zum "Symbol". Transporter mit der Beschriftung "Racing for Britian and racing for you" machten von nun an die Straßen unsicher und somit war eines der kultigsten Formel 1-Teams geboren...

1976: Der "Six-Wheeler" von Tyrrell debütiert in Spanien und siegt in Schweden - Niki Lauda wird bei einem Feuerunfall auf dem Nürburgring schwer verletzt und kommt dennoch als WM-Führender zum letzten Rennen nach Japan - James Hunt wird im strömenden Regen Weltmeister, da Niki Lauda während des Rennens an den Box fährt und seinen Wagen abstellt... 1977: Niki Lauda gewinnt die Weltmeisterschaft mit 3 Siegen auf Ferrari vor Jody Scheckter im Wolf - Renault debütiert mit einem 1,5 Liter-Turbomotor - Tom Price verunglückt beim Rennen von Südafrika, Carlos Pace bei einem Flugzeugabsturz... 1978: Mario Andretti sichert sich auf Lotus (6 Siege) den Titel vor seinem Teamkollegen Ronnie Peterson (2 Siege), der in Monza verunglückt - WM-Dritter wird Carlos Reutemann auf Ferrari (4 Siege) - Niki Lauda gewinnt im "Brabham-Staubsauger" den GP von Schweden, Gilles Villeneuve (Ferrari) seinen ersten Grand Prix beim Heimrennen in Kanada... 1979: Ligier domminiert überraschend den Saisonauftakt (Jaques Laffite), gegen Saisonende dann Williams (Clay Regazzoni, Alan Jones) - Jean-Pierre Jabouille feiert den ersten Sieg mit einem Turbo (Renault) in Frankreich - Jody Scheckter gewinnt mit Ferrari (3 Siege) vor seinem Teamkollegen Gilles Villeneuve (ebenfalls 3 Erfolge) die Weltmeisterschaft...


Rennsportgeschichte 1950-1959: www.motorsport-yesterday.de/f1-1950-1959

Rennsportgeschichte 1980-1989: www.motorsport-yesterday.de/f1-1980-1989

Die 646 WM-Rennen 1950-1999: www.motorsport-yesterday.de/wm-rennen

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