FUSSBALL

Socrates, Zico und Samba do Brasil...

Tom Distler wirft einen Seitenblick zum internationalen Fußballgeschehen. Dieser führt uns direkt in die 70er und 80er Jahre. Und es begeistern die Südamerikaner...

Das Land des Fußballs - Danke Seleção
Das Land des Fußballs - Danke Seleção

Brasilien, Land es Fußballs! Das "Dream-Team" von 1982 gilt als die vielleicht beste Auswahl (Seleção) aller Zeiten - zusammen mit der Weltmeistermannschaft von 1970. Trainer Mario Zagallo ließ sehr offensiv und sehenswert spielen. Klangvolle Namen für Fußball-Nostalgiker: Félix, Carlos Alberto, Brito, Piazza, Everaldo, Clodoaldo, Gérson, Roberto Rivelino, Jairzinho, Pelé und Tostão gewinnen das Finale 4:1 gegen Italien. Während die "Ära Pele" 1970 mit den dritten WM-Triumph für die Brasilianer endet, blüht "Oranje" mit Neeskens und Cruyff auf und erarbeitet sich Deutschland Titel um Titel. Weltmeister 1974 und Europameister 1972, 1980...

Weltmeisterschaft 1978: Der offensivstarke Abwehrchef "Kaiser" Passarella führt die "Albiceleste" zum umstrittenen Heim-Titel. "El Matador" Kempes (6), Luque (4) und Bertoni (2) sorgen für die nötigen Tore. Das von 71483 Zuschauern umjubelte Finale gewinnt Argentinien gegen Holland mit 3:1 nach Verlängerung.

Aufstellung: Ubaldo Fillol, Daniel Passarella, Jorge Olguín, Luis Galván, Alberto Tarantini, Osvaldo Ardiles (ab 65. Omar Larrosa), Mario Kempes, Américo Gallego, Daniel Bertoni, Leopoldo Luque, Oscar Ortiz (ab 74. René Houseman)

Kempes: "Wir haben den Menschen in einer schwierigen Zeit eine gute Unterhaltung geboten. Das erste Tor regte meinen Traum an, das zweite Tor erfüllte ihn. Doch den Pokal habe ich nicht einmal in den Hand bekommen. Kapitän Passarella hat ihn nie losgelassen."

Der 17jährige Diego Maradona gehört zu den drei Profis, die Trainer César Luis Menotti kurz vor Turnierbeginn aus den Kader streicht. In seiner Biografie "El Diego" äußert er sich zu Passarella und Kempes: "Daniel ist der beste Verteidiger, den ich je gesehen habe. Der beste Kopfballspieler. Und zwar in beiden Strafräumen. Was außerhalb des Spielfeldes abgelaufen ist, hat nichts damit zu tun. Mario ist ein sagenhafter Typ, ein genialer Spieler. Der Torschütze, die Seele der Mannschaft, einfach alles. Er hat mehr Dankbarkeit verdient. Ich mag ihn sehr."

Platz 3 für Brasilien mit Altstar Roberto Rivelino. Ein ganz Großer! In "Ballhunger" von Fischer und Roth lesen wir: "Dieser lässige Hund, der mit seinen langen Haaren und den Seehundschnauzer aussieht wie ein Rocker auf Brautschau, gehört zu den technisch brillantesten Mittelfeldspielern." Nebenmann Dirceu wird ins "All-Star-Team" gewählt. Toninho Cereco und der pfeilschnelle Zico sind bereits Stammspieler. Falcao fand trotz starker Leistungen im Vorfeld noch keinen Platz im Team. Socrates verzichtete für sein Medizinstudium zum Kinderarzt. Der "Paulistano" wandelt sich vom Mittelstürmer zum Strategen. Zentral, offensiv und elegant. Die "fantastischen Vier" haben sich gefunden. Flamengo-Torjäger Zico reift 1981 endgültig zum Weltstar und Liebling der Massen. Um den "weißen Pele" wächst eine neue "goldene Generation" heran...

Freundschaftsspiele: Der ehemalige Fluminense-Stürmer Tele Santana übernimmt die "Seleção" und setzt auf attraktiven Offensivfußball: "Es wird Fußball getanzt." Bei der "Mundialito" 1980/81 ziehen die "Ballzauberer vom Zuckerhut" nach einem 4:1 gegen Deutschland ins Finale ein. Erfolgreich ist auch die "Europatournee 1981" mit Siegen gegen England (1:0), Frankreich (3:1) und Deutschland (2:1). März 1982: Im "Maracana" werden die Deutschen (1:0, Junior nach Doppelpass) erneut besiegt. Irland kommt mit 7:0 unter die Räder. Brillianter Fußball im Rhythmus des leichtfüßigen, eleganten Samba...

WM-Qualifikation 1981: Brasilien spaziert locker durch. Venezuela-Brasilien 0:1 (Tor: Zico), Bolivien-Brasilien 1-2 (Tore: Socrates, Reinaldo), Brasilien-Bolivien 3-1 (Tore: Zico/3), Brasilien-Venezuela 6-0 (Tore: Tita, Socrates, Tita, Zico, Junior). Santana: "Für den Brasilianer bedeutet der Fußball fast alles. Fußball ist sein Leben. Er liebt seine Mannschaft mehr als seine eigene Familie."

Weltmeisterschaft 1982: Im sonnigen Spanien betritt das brasilianische "Dream-Team" den Rasen als klarer WM-Favorit. Angeführt von Kapitän Socrates, 1,93 groß, Schuhgröße 41, wirre Lockenmähne und einen Vollbart. Er wirkt etwas hager und ist doch der geniale Taktgeber, die Seele der Mannschaft. Hinter ihm "Sechser" Toninho Cereco und Falcao. Der "König von Rom" hat eine blendende Übersicht, exzellente Technik und Kampfkraft. Daneben Zico, der beste Fußballer der Welt. Er ist beweglich, antrittsschnell und schießt spektakuläre Tore. Leandro rutscht für Edevaldo in die Startelf. Der offensivstarke Verteidiger glänzt mit präzisen Pässen. Auf der linken Seite ist "Abwehrdirigent" Junior kreativ am Spielaufbau beteiligt. Die Torjäger Careca und Reinaldo sind verletzt. Daher komplettieren Serghino und Eder die geniale Offensive mit Paulo Isidoro, sowie Vasco da Gama-Bomber Roberto Dinamite als Einwechselspieler. Wir freuen uns auf die wohl am stärksten auf Ästhetik fixierte Elf, die jemals an einer Weltmeisterschaft teilnahm:

Trainer: Tele Santana mit 4-2-4 und 4-3-3
Trainer: Tele Santana mit 4-2-4 und 4-3-3
WM-Vorrunde: Traumhaft! Brasilianische Ballartisten verzaubern mit ihren Fans die Fußballwelt! Auch Socrates in Hochform: Absatzkicks, "No-Look"- Pässe mit der Ferse, Außenrist oder aus dem Fußgelenk und Steilpässe mit der Hacke. 10 Tore zum Auftakt! Der gesperrte Toninho Cerezo wird im ersten Spiel am 14. Juni durch Dirceu ersetzt. Pele sieht "ein fantastisches Spiel zweier überaus starker Mannschaften" beim 2:1 von Brasilien gegen die UdSSR. Das 1:1 von Sócrates fulminant aus 22 Metern (75.), das Siegtor ein Gewaltschuss von Éder (88.). 50000 Zuschauer erleben am 18. Juni Technik, Spielfreude und herausragende Tore bei Brasiliens 4:1 gegen Schottland. Tore: 1:1 Zico mit gezirkelten Freistoß (33.), 2:1 Kopfball von Libero Oscar nach einer Ecke (48.), 3:1 Éder mit feinen Bogenschuss (63.) und 4:1 Falcão (87.). Das 125. WM-Tor Brasiliens. Der Gruppensieg steht bereits fest, doch die "Seleção" besiegt Neuseeland am 23. Juni nochmals in Bestbesetzung mit 4:0. Tore: 1:0 Zico mit dem Tor des Monats (28.), 2:0 wieder Zico (31.), 3:0 Falcão (64.) und 4:0 Serginho (70.). Sie demonstrieren mannschaftliche Geschlossenheit mit großartigen Individualisten. Auch am 2. Juli...


1982 WM-Zwischenrunde: Brasilien - Argentinien 3-1

Brasilien: Peres, Oscar, Leandro (ab 82. Edevaldo), Luizinho, Junior, Cerezo, Socrates, Zico (ab 84. Batista), Falcao, Eder, Serginho.

Argentinien: Fillol, Galvan, Olguin, Passarella, Tarantini, Barbas, Ardiles, Bertoni (ab 65. Santamaria), Calderon, Maradona, Kempes (ab 46. Diaz).

Tore: 1:0 Eder schießt einen Freistoß an die Unterkante der Latte, Zico schiebt ein (12.) 2:0 Kopfball Serginho (67.) 3:0 Junior (72.) 3:1 Ramon Diaz (89.)

Maradona fliegt nach einem Revanchefoul (85.) vom Platz und gewährt uns Einblicke ins gegnerische Team: "Zico ist der Spielmacher. Sie haben ihn die Nummer 10 von Pele zugeworfen. Er hat sich das Trikot einfach übergestreift. Ein sensationeller Typ und ein fantastischer Spieler. Socrates hingegen ist ein ganz ungewöhnlicher Fußballer. Und ein Kämpfer für die Rechte der Spieler, der aus Protest Stirnbänder benutzt. Falcao ist ein echter Anführer. Wenn du ihn außerhalb des Platzes siehst, sieht er aus wie ein Arzt, aber wenn er sich kurze Hosen anzieht, weiß er ganz genau, was er mit dem Ball anfangen soll." Ein hochverdienter Sieg gegen den amtierenden Weltmeister. Osvaldo Ardiles: "Brasilien war heute einfach zu stark." Der Titelgewinn rückt in greifbare Nähe...

WM-Zwischenrunde: Jahrhundertspiel Brasilien - Italien! 5. Juli. Ein sonniger Tag in Barcelona im Estadi Sarria von Espaniol. Wieder mit Zico, Falcao, Socrates und Toninho Cerezo in der Startelf. Wohl das beste Mittelfeld, das je eine Mannschaft aufbieten konnte. Die brasilianischen Fans wiegen sich siegessicher im Rhythmus der Samba-Klänge. Wie immer Traumkombinationen, aber auch Gegentore: 0:1 Rossi, 1:1 Sócrates (12.), 1:2 Rossi, 2:2 Falcão (68.). Brasilien will mehr, doch ein gut aufgelegter Dino "Nationale" Zoff hält Italien im Spiel. Konter zum 2:3. Der von einer zweijährigen Sperre (Skandal um ein verschobenes Ligaspiel) zurückgekehrte Paolo Rossi beendet alle brasilianischen Träume und wird zum Nationalhelden. Die "Squadra Azzura" schafft mit einer ballsicheren Abwehr und schnellen Stürmern die Sensation!

Zico: "Wir haben artistischen Fußball in all seiner Schönheit gezeigt, es ging darum anzugreifen und Tore zu erzielen." Serginho: "Uns hätte ein Unentschieden gereicht. Aber einige wollten eine Show bieten" Eder: "Dieses Spiel hat nicht nur den brasilianischen Fußball verändert, es hat den gesamten Fußball verändert. Doch die Menschen werden nie aufhören, über die Mannschaft von 1982 zu sprechen."

Corriello dello Sport (Presse Italien): "Jetzt sind wir die Brasilianer."

Italien beim 3:1 im Finale gegen Deutschland: Dino Zoff, Gaetano Scirea, Claudio Gentile, Fulvio Collovati, Antonio Cabrini, Gabriele Oriali, Giuseppe Bergomi, Marco Tardelli, Bruno Conti, Paolo Rossi, Francesco Graziani (7. Alessandro Altobelli / 89. Franco Causio)

Socrates: "Das Ziel ist zu gewinnen, egal wie. Der sogenannte Systemfußball ist die logische Folge. Seine zentralen Ideen heißen Effizienz und Funktionalität. Dass der Fußball dadurch eindimensional, uninspiriert und somit im ästhetischen Sinne hässlich geworden ist, fällt dabei kaum jemandem auf."

Zico: "Ich glaube, es war wirklich eine der besten Mannschaften, die Brasiliens Fußball je hervorbrachte. Unglücklicherweise sind die Brasilianer sehr auf Ergebnisse fixiert. Im Ausland erkennt uns jeder als großes Team an."

4 Jahre später schnüren Socrates, Falcao und die "legendäre Nummer 10" Zico nochmals die Fußballschuhe, um in Mexiko den ersehnten 4. WM-Titel mit der "Selecao" zu erspielen...

Die schillerndste Figur im Weltfußball bleibt Socrates. Eine durch und durch ungewöhnliche Erscheinung und ein großartiger Fußballer. Doch "El Magro" ist nicht besonders ehrgeizig, liest lieber philosophische Lektüre, raucht, trinkt Alkohol und stürzt sich ins Partyleben. Socrates: "Ich bin kein Athlet. Ich bin Fußballkünstler." Er kämpft für die Demokratie im Land und für die Rechte der Fußballer. Nachfolgend möchte ich Mirco Drewes zitieren, der uns die "Brasileiros" und ihre Helden in "Samba tanzt der Fußballgott" ungeschminkt und augenzwinkernd näherbringt: "Mit seinen dünnen Gräten stapft Socrates bemerkenswert flink über den Platz, wobei er den Oberkörper stets kerzengerade und aufrecht hält. Hinter diesen in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Fußballer steht ein sehr mutiger Mensch."

Vorbereitung 1986: Tele Santana kehrt nach 3 Jahren als Nationalcoch zurück! Kreativität wird weiterhin groß geschrieben, allerdings mit mehr taktischer Disziplin, Deckungsarbeit und Aggressivität. Brasilien hat die besten Einzelspieler, ist technisch überlegen und wieder Favorit auf den Titel. Doch die "Seleção" muß ersatzgeschwächt nach Mexiko reisen. Direcu, Toninho Cereco und Carlos Moser sind verletzt. Renato und Eder werden aus disziplinarischen Gründen kurzfristig aus den Kader gestrichen. Leandro verzichtet solidarisch...

Weltmeisterschaft 1986: Zico ist nach einer Knieverletzung noch angeschlagen. Falcao und "Rhythmusgeber" Socrates suchen nach Verletzungen noch ihre Form. Santana improvisiert. Linksverteidiger Junior rückt ins Mittelfeld zu Socrates, Alemao und Neuling Elzo. Falcao und Zico können nur sporadisch eingesetzt werden. Ein neuer rechter Verteidiger wird gesucht. Zunächst Edson, nach dessen Ausfall Josimar, daneben die Neulinge Julio Cesar und Branco. Routinier Edinho soll als Kapitän die neuformierte Abwehr zusammenhalten, für die Spieleröffnung sorgen und lange Pässe schlagen. Neben Torjäger Careca stürmt nun "Fußballmonster" Müller oder Casagrande...

WM-Vorrunde: Spanien - Brasilien 0:1, Tor: 0:1 Sócrates köpft ein, nachdem Careca aus 15 Meter die Unterkante der Latte trifft (60.). Brasilien - Algerien 1:0, Tor: 1:0 Careca (66.). Nordirland - Brasilien 0:3 - Tore: 0:1 Careca (15.), 0:2 Josimar (41.), 0:3 Careca (87.).

WM-Achtelfinale: Brasilien - Polen 4:0, Tore: 1:0 Sócrates (30. Elfmeter), 2:0 Josimar (55.), 3:0 Edinho (78.), 4:0 Careca (82. Elfmeter).

1986 WM Viertelfinale: Brasilien - Frankreich 4:5 n. E.

Brasilien: Carlos, Edinho, Junior (ab 91. Silas), Josimar, Cesar, Branco, Socrates, Alemao, Elzo, Careca, Müller (ab 71. Zico)

Frankreich: Bats, Amoros, Battiston, Bossis, Fernandez, Giresse (ab 87. Ferreri), Platini, Tigana, Tusseau, Rocheteau (ab 99. Bellone), Stopyra

Tore: 1:0 Careca (18.) 1:1 Platini (41.), Elfmeterschießen: Sócrates vergibt, 1:2 Stopyra, 2:2 Alemao, 2:3 Amoros, 3:3 Zico, 3:4 Bellone, 4:4 Branco, Platini vergibt, Júlio César vergibt, 4:5 Luis Fernández

Socrates: "Hitze und Höhe sind für uns Gold wert. Für die Euro­päer sind sie der Ruin."

In der ersten Hälfte rollen die Angriffe der "Selecao" wie Flut­wellen auf das Tor von Bats zu. Abgekämpfte Franzosen wehren sich. Frenetischer Jubel im Estadio Jalisco de Gua­da­la­jara. Ein Spiel auf hohem Niveau mit Großchancen auf beiden Seiten. Verlängerung, Drama Elfmeterschießen und ein glücklicher Sieger. Dieses Offensivspektakel geht in die Annalen der Fußball-Geschichte ein!

Zico: ​"Ich wollte den Elfer (75.) nicht schießen, aber Socrates hat mich geschickt und mir die Ecke gesagt. Das ist das Ende einer ganzen Spiel­erge­nera­tion."

Socrates: "Wozu braucht man Titel? Für den Lebenslauf? Den kannst du dir in die Tasche stecken, zusammenfalten und zerreißen. Mit unserer Art Fußball zu spielen, konnten wir die Menschen auf der ganzen Welt begeistern..."

Müde "Les Bleus" scheitern im Halbfinale. Und die "Hand Gottes" Maradona sichert nach einem Supersolo im Viertelfinale gegen England (2:1) seinen "La albiceleste" den zweiten Titel...

Maradona: "Dieser Typ da, der Enrique. Er war es! Er hat mir in unserer Hälfte den Pass zugespielt. Und dann habe ich Anlauf genommen. Anlauf, Anlauf, Anlauf. Und ihn reingemacht. Ein wirklich unglaubliches Tor."

114000 Zuschauer im Aztekenstadion! Argentinien beim 3:2 im Finale gegen Deutschland: Nery Pumpido, José Luis Brown, José Luis Cuciuffo, Oscar Ruggeri, Julio Olarticoechea, Ricardo Giusti, Sergio Batista, Diego Maradona, Héctor Enrique, Jorge Burruchaga (ab 90. Marcelo Trobbiani), Jorge Valdano

Maradona: "Es war eine ungeliebte Mannschaft. Jetzt können wir alle Stolz sein. Und es ist der strahlendste Moment meiner Karriere. Mit dem Weltpokal in der Hand habe ich das Gefühl, den Himmel zu berühren."

Zico: "Das Dream Team war die beste brasilianische Seleção aller Zeiten. Unser Scheitern ist nicht gut für den Weltfußball, weil der sich in die falsche Richtung entwickelt. Wenn Brasilien 1982 gewonnen hätte, hätte sich der Fußball verändert."

2020 Die "Ballzauberer vom Zuckerhut" im Profil...

José Oscar Bernardi (1954)

Geburtsort: Monte Sião bei Minas Gerais, Position: Libero, Länderspiele: 1978-1986 Brasilien (60/2), Top-Vereine: 1972-1979 AA Ponte Preta (34/13), 1979-1980 New York Cosmos (3/0), 1980-1987 FC São Paulo (294/6), 1987-1989 Nissan Motors (X/X), Top-Trainerstationen: 1989-1991 Nissan Motors, Wissenswertes: 1978-1986 WM-Teilnehmer.

Antônio Carlos Cerezo (1955)

Geburtsort: Belo Horizonte, Position: Mittelfeld, Länderspiele: 1977-1985 Brasilien (73/5), Top-Vereine: 1974-1983 Atlético Mineiro (108/12), 1983-1986 AS Rom (70/13), 1986-1992 Sampdoria Genua (145/14), Top-Trainerstationen: 2000-2005 Kashima Antlers, 2005 Atlético Mineiro, Wissenswertes: 1978-1982 WM-Teilnehmer.

Paulo Roberto Falcão (1953)

Geburtsort: Abelardo Luz, Position: Mittelfeld, Länderspiele: 1976-1986 Brasilien (34/7), Top-Vereine: 1972-1980 Internacional Porto Alegre (157/21), 1980-1985 AS Rom (107/22), 1985-1986 FC São Paulo (10/0), Top-Trainerstationen: 1990-1991 Brasilien, 1991-1992 CF América, Wissenswertes: Sohn italienischer Einwanderer, 1982-1986 WM-Teilnehmer, 1983 Scudetto AS Roma. Beziehung mit "Bond-Girl" Ursula Andress. Kommentator, Kolumnist und Fußball-Kritiker.

Zico Arthur Antunes Coimbra (1953)

Geburtsort: Rio de Janeiro, Position: Mittelfeld, Länderspiele: 1976-1986 Brasilien (88/66), Top-Vereine: 1971-1983 Flamengo Rio de Janeiro (635/476), 1983-1985 Udinese Calcio (39/22), 1985-1989 Flamengo Rio de Janeiro (97/33), 1991-1994 Kashima Antlers (45/35), Top-Trainerstationen: 2002-2006 Japan, 2006-2008 Fenerbahçe Istanbul, Wissenswertes: 1978-1986 WM-Teilnehmer, Torschützenkönig für Flamengo (508) und im Maracana (333), 1981 Weltbester Spieler, 1983 Weltfußballer des Jahres, 1990-1991 Sportminister Brasiliens.

Sócrates Brasileiro Sampaio de Souza Vieira de Oliveira (1954-2011).

Geburtsort: Belém, Position: Mittelfeld, Länderspiele: 1979-1986 Brasilien (60/22), Top-Vereine: 1974-1978 Botafogo FC (XX/101), 1978-1984 Corinthians São Paulo (297/172), 1984-1985 AC Florenz (25/6), 1985-1988 CR Flamengo (25/6), 1988-1989 FC Santos (23/7), Wissenswertes: 1982-1986 WM-Teilnehmer. Lebte mit seiner Frau Katia Bagnarelli und 6 Kindern in Ribeirao Preto, Sao Paulo. Gründer der Democracia Corinthiana, Philosoph, Journalist und ein Mann mit 1000 Geschichten...

Éder Aleixo de Assis (1957)

Geburtsort: Vespasiano, Position: Linksaußen, Länderspiele: 1979-1986 Brasilien (54/8), Top-Vereine: 1975-1976 América Mineiro (26/6), 1977-1979 Grêmio Porto Alegre (47/14), 1980-1985 Atlético Mineiro (79/27), 1986 Palmeiras São Paulo (8/1), Wissenswertes: 1982 WM-Teilnehmer, 1983 Copa América - Bester brasilianischer Schütze (2). Spitzname "O Canhao" aufgrund seiner gewaltigen Schusskraft...

Sérgio Bernardino Serginho Chulapa (1953)

Geburtsort: São Paulo, Postion: Sturm, Länderspiele: 1979-1982 Brasilien (20/8), Top-Vereine: 1973-1983 São Paulo (399/242), 1983-1984 Santos (36/32), 1985 Corinthians (17/6), Top-Trainerstationen: 1994 FC Santos, Wissenswertes: 1978 Sperre nach Attacke gegen einen Linienrichter (14 Monate), 1982 WM-Teilnehmer. Torschützenkönig für São Paulo Futebol Clube (242). 1984 Samba-Langspielplatte. Lebt mit fünf Kinder in Santos.

Antônio de Oliveira Filho Careca (1960)

Geburtsort: Araraquara, Position: Sturm, Länderspiele: 1982-1993 Brasilien (60/29), Top-Vereine: 1976-1982 Guarani FC (63/38) 1983-1987 FC São Paulo (67/54) 1987-1993 SSC Neapel (164/73), 1994-1996 Kashiwa Reysol (60/31), Wissenswertes: Careca nennt sich nach einen berühmten Fernsehclown. 1986-1990 WM-Teilnehmer, 1989-1990 UEFA-Cup und Scudetto SSC Neapel mit Diego Maradona...


Socrates (Brasilianischer Fußballkünstler):

"Gewinn und Erfolg sind das Einzige, was für viele Menschen zählt. Aber es gibt diese und jene Werte. Ich meine: Jede Sekunde in meinem Leben muss die beste sein und die nächste muss die vorangegangene übertreffen. Was wirklich zählt, ist Glücklichsein."

Dies war die Erinnerung an einen Fußball, den es in dieser Form danach nie mehr gegeben hat!!!

Quellen: "El Diego - Mein Leben" (Diego Maradona), "1982 Brazil: Glorious Failure" (Stuart Horsfield), "Ballhunger - Vom Mythos des brasilianischen Fußballs" (Gerd Fischer, Jürgen Roth), "Samba tanzt der Fußballgott" (Mirco Drewes), Fußball-Weltmeisterschaft 1978" (Hanns-Joachim Friedrichs), "Fußball-WM 1982" (Franz Beckenbauer), "WM Sonderheft 1986" (Kicker), "Evergreens des Fußballs - Brasilien 1982" (Jörg Leopold),"Hoch geflogen, tief gefallen: Dr. Socrates" (Patrick Lämmle), Wikipedia, sowie zahlreiche Unterlagen und Videos aus unserem Archiv.

Aufruf: Wir wollen die Erinnerung an Socrates, Zico, Falcao und Eder aufrecht erhalten. Du kanntest die "Ballzauberer vom Zuckerhut" noch persönlich und / oder willst uns deine Fotos bzw. Anekdoten für die Homepage zusenden? Dann würden wir uns sehr freuen: f1yesterday@gmx-topmail.de


Nachtrag: Wer "stürmte" sich in die Herzen der deutschen Fußballfans? Borussia Mönchengladbach!

Die "Fohlen" begeistern mit erfrischenden Angriffsfußball, Pokalsieg und 5 Meisterschaften. Sie schenken uns im EUROPA-CUP glanzvolle Zeiten: 1971 überrennt die Borussia im Wettbewerb der Landesmeister Inter Mailand mit 7:1. Das legendäre "Büchsenwurfspiel" geht in die Geschichte ein. 1972/73 wird der FC Aberdeen mit 6:3 nach Hause geschickt, der 1. FC Köln 5:0, Kaiserslautern 7:1 und Enschede 3:0. Erst Finalgegner Liverpool schießt ein Tor mehr. 1975 kommt Real Saragossa mit 0:5 unter die Räder. Im Endspiel wartet der erste internationale Titel:

1975 UEFA-CUP Finale: Twente Enschede - Borussia Mönchengladbach 1:5

Enschede: Groß, van Ierssel, Drost, Overweg, Oranen, Thijssen, van der Vall, Pahlplatz (ab 67. Achterberg), Bos (ab 57. Müren), Jeuring, Zuidema

Gladbach:Kleff, Vogts, Surau (ab 12. Schäffer), Wittkamp, Klinkhammer, Bonhof, Danner, Wimmer (ab 78. Köppel), Simonsen, Jensen, Heynckes.

Tore:0:1 Simonsen (3.) 0:2 Heynckes ( 9.) 0:3 Heynckes (50.) 0:4 Heynckes (59.) 1:4 Drost (76.) 1:5 Simonsen (87. Elfmeter)

Borussia in Weltklasseform! Twente wird nach einem 0:0 im Hinspiel (mit Stielike und Kulik) regelrecht an die Wand gespielt und nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Rückhalt Wolfgang "Otto" Kleff bestreitet wie Berti Vogts und Allan Simonsen alle 12 Spiele bis zum glanzvollen CUP-Sieg. Der dänische Superstürmer trifft 10 mal, Heynkes macht 11 Buden. 1977 sehen wir die "Helden vom Niederrhein" im Europapokalfinale der Landesmeister gegen den FC Liverpool (1:3). Roter Stern Belgrad wird 1979 im Endspiel (1:1 und 1:0) besiegt. Die Neuen Hans-Günter "Bruno" Bruns (9 Einsätze / 5 Tore), Wilfried Hannes und Ewald Lienen fügen sich nahtlos ein und spielen eine beachtliche Saison. Erfolgreichster Torschütze ist "Europas Fußballer des Jahres 77" Simonsen (10/9). Er wechselt zum FC Barcelona...

Welt- und Europameister Wolfgang Kleff (c) Tom Distler
Welt- und Europameister Wolfgang Kleff (c) Tom Distler

1985 UEFA-CUP Achtelfinale: Borussia Mönchengladbach - Real Madrid 5-1

Mönchengladbach: Sude, Borowka, Bruns, Hannes, Frontzeck, Krisp, Herlovsen, Rahn, Criens (ab 67. Dreßen), Lienen, Mill.

Real Madrid: Chendo, Michel, Camacho, Gallego, Gordillo, Maceda (ab 61. Butragueno), Ochotorena, Salguero, Sanchez, Valdano, Vasquez (ab 65. Santilliana).

Tore: 1:0 Frank Mill (36.) 2:0 Salguero (40. Eigentor) 3:0 Hans-Jörg Criens (55.) 4:0 Uwe Rahn (59.) 4:1 Gordillo (69.) 5:1 Ewald Lienen (82.)

65000 bei Schneeregen im Düsseldorfer Rheinstadion! Eine entfesselt aufdrehende Borussia spielt den spanischen Rekordmeister an die Wand. Erinnerungen an die glorreichen 70er Jahre werden wach: Die "Fohlen" sind zurück! "Alte Liebe rostet nicht" wird zum Slogan des Vereines. Das Publikum ist total aus dem Häuschen. Ein Match für die Ewigkeit! Der ausgezeichnete Libero Hans-Günter Bruns sieht den gelben Karton und wird wie Hugo Sanchez auf Seiten der "Königlichen" im Rückspiel (0:4) fehlen. Ebenso Rafael Gordillo, der nach Rot (84.) vorzeitig duschen geht...

Borowka: "Die knallharte Defensive von Real, bestückt mit Ausnahmekönnern wie Jose Antonio Camacho, gegen die selbst ich wie ein Friedensapostel wirke, haben wir einfach auseinander genommen. Trainer Jupp Heynckes hat uns perfekt eingestellt."

Quellen: "Deutschlands große Fußballmannschaften - Borussia Mönchengladbach" (Agon Sportverlag), "Volle Pulle - Mein Doppelleben" (Uli Borowka) und unser Zeitschriftenarchiv.

Startseite: www.motorsport-yesterday.de

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