Tennis

Popstars, Liebesspiele & Grand Slam Titel (Einzel)

Liebesdoppel Chrissie Evert & Jimmy Connors (c) Motorsport Yesterday
Liebesdoppel Chrissie Evert & Jimmy Connors (c) Motorsport Yesterday


Tom Distler wirft einen Seitenblick auf die internationale Tennisszene. Dieser führt uns direkt in die 70er Jahre. Es dominieren die Australier, dann die Amerikaner und natürlich die Schweden...


Ausnahmezustand in Wimbledon. Die schillernden Typen Ilie Nastase (*1946), Jimmy Connors (*1952), Björn Borg (*1956) und John McEnroe (*1959) werden wie Popstars gefeiert. Sind vom Clubhaus zu den Plätzen noch Polizeieskorten abgestellt, ist der moderne Tennisprofi im öffentlichen Verkehrsraum den Groupies schutzlos ausgeliefert. So stürzen sich beispielsweise dreihundert (!) kreischende Teenies auf einen blonden Schweden, der gerade nichtsahnend seiner Wege geht. Sie zerren den Hilflosen zu Boden und lassen ihn 20 Minuten nicht entkommen. Der tapfere Tennisheld wird schließlich von den Hütern des Gesetzes befreit. Halb beglückt und halb verängstigt, wie er später zu Protokoll gibt. Beileibe kein Einzelfall. Das Idol der Jugendlichen wird auch weiterhin von Reporter und Teenager-Horden durch die Clubanlagen gehetzt. Die Ursache ist schnell gefunden: Borgmainia! Björn Borg ist ein Phänomen. Als Sandplatzspezialist (11 Titel) gewinnt der König von Roland Garros sechsmal die French Open (1974-1975, 1978-1981), aber auch fünfmal in Serie (1976-1980) auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Der erste Sieg gegen Nastase kommt für Tennis-Experten noch völlig überraschend und das Halbfinale von 1977 ist an Dramatik kaum zu überbieten. Vitas Gerulaitis (*1954) hat Borg am Rande einer Niederlage. Im Finale wartet mit Jimmy Connors die Nummer 1 der Setzliste. 1978 die Revanche. Borg geht zweimal als Sieger vom Platz. Ein Kraftakt ist der Fünfsatzsieg 1979 gegen Aufschlagwunder Roscoe Tanner (*1951). Borg spielt nahezu alle Bälle zurück. Der stille Defensivkünstler schlägt mit unglaublicher Präzision und Kraft. Seine beidhändige Vorhand ist besonders stark. Borg ist eine Maschine. Schiedsrichterentscheidungen? Er zuckt nicht mal mit der Wimper. Finale 1980: Das Spiel des Jahrhunderts! Der Schwede ist Favorit. Im spektakulären Tiebreak des vierten Satzes wehrt McEnroe 5 Matchbälle ab. Big Mac kommt zurück. Plötzlich ist es Eisborg, der 7 Matchbälle abwehrt und dennoch siegt. Er sinkt auf die Knie und dankt den Tennisgöttern. Ein Moment für die Ewigkeit. Das historische Ereignis wird 2017 als Borg vs. McEnroe verfilmt. Es ist der Höhepunkt einer großen Karriere. Björn Borg tritt mit 26 Jahren ab. Der ewige Druck und die Erwartungen. McEnroe bedauert den Rücktritt: "Wenn du deinen größten Gegner verlierst, verlierst du auch einen Teil deiner selbst."


Auswahl der wichtigsten Grand-Slam-Siege von Borg:

1974 French Open (GF): Björn Borg – Manuel Orantes 2-6, 6-7, 6-0, 6-1, 6-1

1976 Wimbledon (GF): Björn Borg – Ilie Nastase 6-4, 6-2, 9-7

1977 Wimbledon (HF): Björn Borg – Vitas Gerulaitis 6-4, 3-6, 6-3, 3-6, 8-6

1977 Wimbledon (GF): Björn Borg – Jimmy Connors 3-6, 6-2, 6-1, 5-7, 6-4

1978 Wimbledon (GF): Björn Borg – Jimmy Connors 6-2, 6-2, 6-3

1979 Wimbledon (GF): Björn Borg – Roscoe Tanner 6-7, 6-1, 3-6, 6-3, 6-4

1980 Wimbledon (GF): Bjorn Borg - John McEnroe 1-6, 7-5, 6-3, 6-7 (16-18), 8-6


John McEnroe betritt 1978 die Tennisbühne. Zeitzeugen berichten: Der New Yorker Anwaltssohn hat das Benehmen eines Bandenführers einer Straßengang. Wutausbrüche, zertrümmerte Schläger, zerschlagene Blumenkästen und traumatisierte Schiedsrichter pflastern seinen Weg. Doch Big Mac (7 Titel) spielt mehr als genial, angriffslustig und sehr gefühlvoll. Ein Artist, der den Ball streichelt wie kein Zweiter. Er gewinnt viermal die US Open (1979-1981, 1984) und steht fünfmal in Serie im Finale von Wimbledon. Herauszuheben ist sicherlich die vielbeachtete Revanche gegen Borg im Jahr 1981. Björn Borg ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Er kümmert sich rührend um hübsche Mädchen. Seine Jugendromanze heißt Helena Anliot. Dann ist da vor allem die rumänische Tennisspielerin Mariana Simionescu (*1956). Ehefrau 1 von 1980-1984. Diese hat inzwischen einen Sohn von Rennfahrer Jean-Louis Schlesser (*1948). 1985 trifft Borg das Fotomodell Jannike Björling. Im gleichen Jahr wird Sohn Robin geboren. Ehefrau 2 wird die italienische Sängerin Loredana Bertè (1989-1993). Sie lässt in ihrer Biografie Traslocando - So ist es gelaufen tief blicken: "Sein Drogenkonsum und sein ständiger Drang nach außerehelichen Aktivitäten wurde unerträglich." Ehefrau 3 ist Patricia Östfeldt. Hochzeit 2002. Mit ihr hat er Sohn Leo (*2003), der als Tennisspieler auf sich aufmerksam macht. Zwischenzeitlich kämpft der Schwede gegen die Privatinsolvenz. Inzwischen läuft seine Sportbekleidungsmarke wieder. Das nach ihm benannte Label Björn Borg vermarktet bis heute erfolgreich Unterhosen, Sneaker und Accessoires. John McEnroe hingegen scheint für das Drama geboren. Die erste Ehe (1986-1992) mit Hollywood-Star Tatum O'Neal (*1963) endet im Rosenkrieg. Big Mac bekommt das Sorgerecht für die 3 Kinder und heiratet 1997 auf Hawaii die Sängerin Patty Smyth (*1957). Frontfrau der Gruppe Scandal. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Die ehemalige Nummer 1 entwickelt sich zu einem charmanten und beliebten TV-Experten. Von 1973 bis 1989 führen 7 Spieler die Weltrangliste an. Rekordhalter ist Ivan Lendl (270 Wochen) vor Connors (268), McEnroe (170), Borg (109), Nastase (40), Mats Wilander (20) und John Newcombe (8). Bei der Siegquote liegt Borg (794 Spiele / 654 Siege) vor Connors (1557/1274), McEnroe (1081/883) und Lendl (1310/1068).


Direkte Duelle aus der Sicht von Borg:

Björn Borg - Ilie Nastase 10:7

Björn Borg - John Newcombe 2:3

Björn Borg - Jimmy Connors 15:8

Björn Borg - John McEnroe 7:7

Björn Borg – Ivan Lendl 6:2

Björn Borg - Mats Wilander 1:0


Blicken wir nach Süddeutschland. Mein Holzracket liegt locker in der Schlaghand. Ich bereite mich schon mal mental auf den Ansturm der Groupies vor und befördere die gelbe Filzkugel mit viel Eleganz und Spielfreude gegen die heimische Hausmauer. Stundenlang! In den 80er Jahren stehe ich dann auf den Aschenplätzen unseres Sportvereines. Der Einsatz hat sich gelohnt. Meine Klasse reicht für einige Einsätze im regionalen Tennisclub. Und der Legende nach sollen sogar eine Handvoll weiblicher Tennisfans den ein- oder anderen Blick zum überschaubaren Tenniskünstler riskiert haben. Ich liebe Leichtigkeit, Eleganz und sehr lange Ballwechsel. 1982 gewinnt der erst 17jährige Mats Wilander (*1960) in 4:42 Stunden das Finale der French Open. Im vierten Satz schaffen es die beiden Kontrahenten, den Ball 84mal über das Netz zu spielen, ehe der 4fache Grand-Slam-Sieger Guillermo Vilas (*1952) den Punkt macht. Als Randnotiz für den Statistiker sei erwähnt, dass 1988 in Santa Barbara das Spielgerät ganze 6202mal über das Netz befördert wird. Der Ballwechsel dauert 3 Stunden und 33 Minuten. Ich halte den Ball ebenfalls im Spiel. So ist es nicht verwunderlich, dass mich die Grundlinienspezialisten Vilas, Wilander und Lendl (*1964) besonders faszinieren. Doch wer an der Grundlinie spielt, muss abwarten, was der Gegner macht und kann nur reagieren. Mats Wilander beginnt sein Spiel zu variieren. Er spielt den Ball weit ins Feld und geht dann nach vorne. Auch mal angreifen, was riskieren. Wilander der Stratege. Der Schwede weiß, dass der richtige Ball zur richtigen Zeit den Unterschied macht. So einfach ist Tennis. Auffällig ist sein Rückhand Slice. Ein solider Top 5 - Spieler eben, der auch das Wesentliche fest im Blick hat. Bei den US Open 1985 verzaubert ihn Fotomodell Sonya Mulholland aus Südafrika. 1987 läuten die Hochzeitsglocken. Dies beflügelt ihn sichtlich (noch mehr). Wilander spielt sich in den Windschatten von Lendl. Der gebürtige Tschechoslowake (Ostrau) ist die Nummer 1. Ivan der Schreckliche arbeitet Tennis, lebt von seinem kraftvollen Spiel und einer Vorhand, die nur ein Wort verdient: Weltklasse! Er steht bei den US Open von 1982 bis 1989 im Finale, gewinnt 1985 gegen McEnroe, 1986 gegen The Big Cat Miloslav Mecir (*1964) und 1987 gegen Wilander. Grandios. Nur sein sarkastischer Humor hat in Amerika so einige Startschwierigkeiten.

Direkte Duelle von Lendl & Wilander:

Ivan Lendl – Mats Wilander 15:7

Ivan Lendl - Jimmy Connors 22:13

Ivan Lendl – John McEnroe 21:15

Ivan Lendl – Pat Cash 5:3

Mats Wilander – Jimmy Connors 5:0

Mats Wilander - John McEnroe 6:7

Mats Wilander - Pat Cash 4:5

Mats Wilander – Stefan Edberg 11:9

Stefan Edberg - Ivan Lendl 14:13


Ja. Lendl gegen Wilander. Hochklassige Matches sind das Markenzeichen ihrer Rivalität. Ich greife ins Archiv. Auf dem Videoband findet sich der Schriftzug Flushing Meadow 1988. Mit 4:54 Stunden das längste Finale der US Open-Geschichte. Der ORF berichtet zunächst zeitversetzt und steigt dann Live ins Geschehen ein. Lendl ist trotz einer hartnäckigen Schulterverletzung der etwas bessere Spieler. Doch Wilander spielt in den Schlüsselmomenten sein bestes Tennis. Mutig am Netz. Stark beim Return. Gute Ballwechsel. Das Match entwickelt sich zu einem Krimi. Der geneigte Nostalgiker wird sich diesbezüglich sicherlich noch an den charismatischen New Yorker Cop mit der stets blank gewienerten Glatze erinnern. Entzückend, Baby! Aber ich schweife ab. Schlussendlich löst der 7fache Grand-Slam-Sieger aus Schweden den Wahlamerikaner Lendl (8 Titel) nach 5 langen Sätzen für 20 Wochen an der Spitze der ATP-Weltrangliste ab. Nach Siegen in Australien und Paris das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Aber der letzte große Titel. The Terminator Lendl steht 1989 wieder an der Spitze der Weltrangliste und gibt seiner langjährigen Freundin Samantha Frankel das Ja-Wort. Sie leben mit ihren 5 Töchtern und mehreren Schäferhunden in Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut. Wilander ist seit 2006 Experte bei Eurosport und lebt mit seiner Frau Sonya und vier Kindern auf einem Landgut im US-Skiresort Sun Valley in Idaho. Seine Jugendfreundin Annette Hjort Olsen heiratet 1992 den 6fachen Grand-Slam-Sieger Stefan Edberg (*1966). Sie haben zwei Kinder. Der Schweiger aus Västervik übernimmt mit Serve-and-Volley 1990 die Spitze der Weltrangliste. Er gilt als scheu und wenig kontaktfreudig, aber makellos in seinem Auftreten. Es folgt ein Blick in die Geldbörsen: Bei den Siegprämien liegt Ivan Lendl mit 13 281 969 US Dollar vor John McEnroe (9 941 433), Jimmy Connors (7 843 843) und Björn Borg (3 655 751). Berücksichtigt werden die Einkünfte bis Ende 1988. Showkämpfe sind zumeist noch lukrativer...

Auswahl ihrer Grand-Slam-Siege:

1982 French Open (GF): Mats Wilander – Guillermo Vilas 1-6 7-6 6-0 6-4

1983 Australien Open (GF): Mats Wilander - Ivan Lendl 6-1, 6-4, 6-4

1984 French Open (GF) Ivan Lendl - John McEnroe 3-6, 2-6, 6-4, 7-5, 7-5

1985 US Open (GF): Ivan Lendl - John McEnroe 7-6, 6-3, 6-4 (Neue Nr. 1)

1986 French Open (GF): Ivan Lendl - Mikael Pernfors 6-3, 6-2, 6-4

1987 French Open (GF): Ivan Lendl - Mats Wilander 7-5, 6-2, 3-6, 7-6

1987 US Open (GF): Ivan Lendl - Mats Wilander 6-7, 6-0, 7-6, 6-4

1988 Australien Open (GF): Mats Wilander - Pat Cash 6-3, 6-7, 3-6, 6-1, 8-6

1988 French Open (GF): Mats Wilander – Henri Leconte 7-5, 6-2, 6-1

1988 US Open (GF): Mats Wilander - Ivan Lendl 6-4, 4-6, 6-3, 5-7, 6-4 (Neue Nr. 1)


April 2025: Mein Racket der Marke Prince liegt längst in der Ecke. Ich sitze gemütlich auf der Terrasse, blättere in Tennis-Biografien, durchforste alte Bücher und stöbere weiter im Archiv. Es wird historisch. Wir befinden uns in den 20er und 30er Jahren. Ladys First. Little Miss Poker Face Helen Wills Moody (1905-1998) aus Kalifornien ist mit 19 Grand Slam Titel die erfolgreichste Spielerin. Soweit so gut. Ich lese und staune. Der erste Weltstar im Tennis heißt eindeutig Suzanne Lenglen (1899-1938). Was für eine Vita! Die Französin spielt 8 Jahre bei den Amateuren, gewinnt zweimal Gold bei Olympia und 12 Titel. Sie hat jeden Schlag drauf. Ihr Spiel ist geprägt von Perfektion, Präzision und Stabilität. Aber auch voller Täuschung und Provokation. The Maid Marvel wird zur La divine. Und die Göttliche sorgt für skandalöse Auftritte. Sie betritt den Platz mit offenem Pelzmantel oder im gewagten Dekolleté mit unbedeckten Armen, knöchelfrei und in weißen Strümpfen ohne Unterrock. Da wundert uns nicht, dass bei den Seitenwechseln auch noch eine Flasche Brandy zur Erfrischung bereit steht. Das einzige Aufeinandertreffen mit Wills Moody (1926) gewinnt Lenglin locker in 2 Sätzen. Erwähnen möchte ich auch Althea Gibson (1927-2003). Sie gewinnt als erste afro-amerikanische Sportlerin bei den French Open (1956), US Open (1957/58) und in Wimbledon (1957/58). Als Profigolferin, Sängerin und Schauspielerin im Western Der letzte Befehl mit John Wayne (1907-1979) sehen wir sie wieder. Die bewegende Geschichte einer nahezu vergessenen Heldin erzählt Bruce Schoenfeld in Gegen alle WiderständeBig Bill Tilden (1893-1953) aus Philadelphia dominiert mit 10 Titeln bei den Herren. Der erste Spieler, der sich den Grand Slam (1938) sichert, ist der Amerikaner Don Budge (1915-2000). Tony Trabert (1930-2021) gewinnt alle großen Turniere. Sein Name ziert die Siegerlisten von 1955: French Open, Wimbledon und Forest Hills. Halbfinale und Doppelsieg in Australien. Doch als Amateur, bleibt seine Geldbörse leer. Big Pancho Gonzales (1928-1995) aus Los Angeles gewinnt 1948/49 die US Open. Er wechselt mit 20 Jahren ins Profilager, wird 8facher US-Meister und ist ein Jahrzehnt die inoffizielle Nummer 1 der Welt. Mit 40 Jahren darf er wieder bei Grand-Slam-Turnieren starten. Gerade noch jung genug, um gegen Laver, Newcombe, Stan Smith (*1946) und Connors zu gewinnen. Pancho ist 6 mal verheiratet (8 Kinder), zuletzt mit Rita, der Schwester von Andre Agassi.

Auswahl großer Grand-Slam-Siege:

1919 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen - Dorothea Douglass Chambers 10-8, 4-6, 9-7

1920 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen - Dorothea Douglass Chambers 6-3, 6-0

1921 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen – Elizabeth Ryan 6-2, 6-0

1922 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen – Anna Margarethe Mallory 6-2, 6-0

1923 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen – Kathleen McKane 6-2, 6-2

1925 Wimbledon (GF): Suzanne Lenglen – Joan Fry 6-2, 6-0

1925 US Open (GF): Bill Tilden – Bill Johnston 4-6, 11-9, 6-3, 4-6, 6-3

1937 US Open (GF): Don Budge – Gottfried von Cramm 6-1, 7-9, 6-1, 3-6, 6-1

1948 US Open (GF): Pancho Gonzales – Eric Sturgess 6-2, 6-3, 14-12

1949 US Open (GF): Pancho Gonzales – Ted Schroeder 16-18, 2-6, 6-1, 6-2, 6-4

1962 French Open (GF): Rod Laver – Roy Emerson 3-6, 2-6, 6-3, 9-7, 6-2


Australien ist das Mekka des Tennissports. Sie bringen die besten Spieler hervor. Amateurspieler Roy Emmo Emerson (*1936) sichert sich 12 Grand-Slam-Titel. Sein Kumpel Rod Laver (*1938) gewinnt 11 Titel und als einziger Spieler der Geschichte zweimal den Grand Slam. Zunächst als Amateur (1962), dann als Profi (1968). Der rothaarige Linkshändler vereint in seinem Spiel Kraft, Tempo und Drive. Die Rockhampton Rakete gilt als der beste Spieler einer zu Ende gehenden Ära. Sagenhafte 184 Turniersiege sprechen eine deutliche Sprache. 1968 wird Tennis zeitgemäß, modern und offen für beide Lager. Erster Turniersieger ist Ken Rosewall (*1934). Der achtfache Grand-Slam-Sieger Muscles gewinnt auch die French Open. John Newcombe (*1944) erspielt 7 Titel und steht Anfang der 70er Jahre noch 8 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Dann wird es ruhiger im Land des Südens. Down Under braucht neue Helden. In ihre Fußstapfen tritt Pat Cash (*1965). Ein schwarz-weiß kariertes Stirnband ziert seine wilde Mähne. Spielweise: Alles oder nichts! Bereits 1981 wird der australische James Dean zum besten Nachwuchsspieler der Welt gekürt. Er gewinnt 1982 die Jugendturniere von Wimbledon und Flushing Meadow und steht 1984 als Profi in beiden Halbfinals. Beim legendären Super Saturday der US Open hat Cash sogar Matchball gegen Ivan Lendl. Houston, 1985. Auf der Turnierparty sind wieder mal die schönsten Mädchen der Stadt versammelt. Pat Cash lernt die bezaubernde Norwegerin Anne Britt Kristiansen kennen. Das Model ist sehr anhänglich und wird prompt schwanger. Sohn Daniel kommt in Oslo zur Welt. Es folgt Tochter Mia. Wohnsitz ist London. Auch sportlich läuft es. Finale bei den Australien Open. Zweimal in Serie! Der Wimbledon-Sieg 1987 macht den Serve-and-Volley-Spezialisten zum Nationalhelden. Cash prügelt vor den Augen des Boxweltmeisters Sugar Ray Leonhard (*1956) einen nahezu hilflosen Lendl vom Court. Er klettert zum Feiern auf die Tribüne in die Ehrenloge zu Freundin, Vater Patrick und Trainer Ian Barclay (*1938). Ein Novum. Prinzessin Diana (1961-1997) sitzt nur wenige Meter entfernt. Pat Cash lässt es auch privat ordentlich krachen. Verwüstete Hotelzimmer? Na klar. Da kann schon mal eine Couch aus einer Wohnung im 10. Stock fliegen. "So ist er eben, mein Freund Pat", schmunzelt Doppelpartner Paul McNamee (*1954). Anne Britt zieht sich zurück. Im Sommer des Jahres 1990 endet eine wilde Romanze mit der Brasilianerin Emily Bendit auf Jamaika im Hafen der Ehe. Sie schenkt ihm Zwillingssöhne. Verletzungsanfälligkeit, Alkohol, Drogenkonsum und Entzug verhindern jedoch eine größere Karriere. So bleibt Platz 4 (1988) sein höchstes Ranking. Inzwischen lebt Pat in glücklicher Beziehung mit Tania Zaetta, arbeitet für den australischen Verband und kümmert sich um Tenniscamps in der Karibik.

Auswahl großer Grand-Slam-Spiele von Cash:

1984 Wimbledon (ZR): Pat Cash - Mats Wilander 6-7, 6-4, 6-2, 6-4

1984 US Open (HF): Ivan Lendl - Pat Cash 3-6, 6-3, 6-4, 6-7, 7-6

1987 Australien Open (HF): Pat Cash - Ivan Lendl 7-6, 5-7, 7-6, 6-4

1987 Australien Open (GF): Stefan Edberg - Pat Cash 6-3, 6-4, 3-6, 5-7, 6-3

1987 Wimbledon (VF): Pat Cash – Mats Wilander 6-3, 7-4, 6-4

1987 Wimbledon (HF): Pat Cash – Jimmy Connors 6-4, 6-4, 6-1

1987 Wimbledon (GF): Pat Cash – Ivan Lendl 7-6, 6-2, 7-5

1988 Australien Open (HF): Pat Cash - Ivan Lendl 6-4, 2-6, 6-2, 4-6, 6-2


Margaret Smith Court (*1942) dominiert das Damentennis. Die australische Amazone erspielt sich von 1960 bis 1977 den Grand Slam (1970) und 24 Grand-Slam-Titel (Rekord). Elf in Australien, drei in Wimbledon, fünf in Roland Garros (French Open) und fünf in Forest Hills (US Open). Mighty Maggie wird aufgrund ihrer enormen Spannbreite auch The Arm genannt. Ihre Größe und Kraft ist beeindruckend. Im Ruhestand gründet die Athletin eine Pfingstgemeinde. Zur Kontrahentin wird Maria Bueno mit 7 Titel. 3 in Wimbledon und 4 bei den US Open. Die brasilianische Tennisspielerin ist die inoffizielle Nummer 1 der Jahre 1959, 1960, 1964 und 1966. Court findet erst in Billie Jean Moffitt - King (*1943) aus Long Beach eine gleichwertige Gegnerin. Ihr Spiel ist herausragend und mit 12 Titel sehr erfolgreich. King hat eine unglaubliche Rückhand, die den Weg platziert bis an die Grundlinie findet oder als tückischer Stoppball unerreichbar ist. Mit ihrer starken Persönlichkeit ist sie die Wegbereiterin des modernen Tennis. Sie setzt sich für die Rechte der Frauen ein und gründet zusammen mit 60 Spielerinnen in London (1973) die Womens Tennis Association (WTA). Durch die Männerwelt geht ein Raunen. Profisport statt heimischer Herd? Der 55jährige Bobby Riggs (Wimbledon-Sieger 1939) nimmt sich der Sache an und fordert King zum Duell. Billie Jean King lässt sich nicht beeindrucken und schlägt den Angeber in 3 Sätzen. 30492 Zuschauer feiern ihren großartigen Sieg. Das Battle of the Sexes geht in die Geschichte ein und kommt 2017 in die Kinos. Verfilmt mit der zweifachen Oscar-Gewinnerin Emma Stone (*1988). King wird zur Ikone im Frauentennis. Blicken wir noch auf ihr Privatleben: Billie Jean heiratet 1965 Laurence King und hat von 1972 bis 1979 eine heimliche Beziehung mit ihrer Sekretärin Marilyn Barnett. Diese bekommt 600 Dollar im Monat und ein Strandhaus in Malibu. Doch 1981 macht eine Klage auf Unterhalt die Runde. Die ehemalige Lebensgefährtin droht mit der Veröffentlichung von mehr als 100 Liebesbriefen. Erfolglos! Die Ehe mit dem loyalen Lawrence endet 1987. Sie bleiben gute Freunde. King heiratet 2018 ihre Doppelpartnerin Ilana Kloss (*1956) aus Südafrika. Sie leben in New York und Chicago.

Auswahl direkter Duelle (Australische Spieler):

Rod Laver – Roy Emerson 31:8

Rod Laver - Ken Rosewall 89:75

Rod Laver – John Newcombe 14:4

Ken Rosewall - John Newcombe 12:10

Auswahl direkter Duelle (Frauen gegen Männer):

1973 Showkampf: Margaret Court - Bobby Riggs 2-6, 1-6

1973 Showkampf: Billie Jean King - Bobby Riggs 6-4, 6-3, 6-3

1992 Showkampf: Martina Navratilova - Jimmy Connors 5-7, 2-6


Gentleman war gestern. 1972 betritt Jimmy Connors die Weltbühne der Tennisprofis. Das Arbeiterkind aus Belleville (Illinois) polarisiert. Es ist nahezu unmöglich, einen Kerl nicht zu mögen, der um jeden Punkt kämpft, als ginge es um sein Leben. Doch seine Psychospielchen überschreiten so manche moralische Grenze. Grob und unhöflich auf dem Platz. Aber gute Manieren außerhalb. Ein würdiger Sportsmann. 1974 gewinnt der 22jährige Amerikaner die Australien Open, Wimbledon, die US Open und 99 seiner 103 Spiele. Eine fehlende Spielberechtigung in Roland Garros verhindert den möglichen Grand Slam. Seine Stärken? Connors beschleunigt das Spiel und setzt die Gegner sofort unter Druck. Mit dem Schlag im Aufwind trifft er den Ball gleich da, wo er den Höhepunkt erreicht. Er strahlt ein Selbstvertrauen aus, das einschüchternd wirkt. Jimmy ist bereits nach 2 Jahren Tour die klare Nummer 1. Auch bei seiner Herzdame, dem Star der Damentour: Chrissie Evert. Sie lernen sich 1965 beim Orange Bowl in Florida kennen. Evert: "Wir haben uns schon in jungen Jahren verliebt. Schon bevor wir Freunde wurden." Aus der Liebe entwickelt sich eine starke Zuneigung. Im Sommer 1970 gewinnt der Teenager aus Fort Lauderdale beim Sandplatzturnier in Charlotte (North Carolina) mit 7:6, 7:6 gegen die Weltranglistenerste Court. Dies ist der Auftakt einer langen und erfolgreichen Karriere (18 Titel). Und die Geburtsstunde von Little Miss Cool. Amerikas neuer Liebling ist herzlich, offen und sehr weit für ihr Alter. Ihr entgeht nichts. Sie pirscht sich schnell in die Weltspitze. Eine blonde Göttin, die ihren Image gerecht wird. 1974 siegt Chrissie in Wimbledon. Wie ihr Herzbube. Sie besteigen gemeinsam den Tennis-Thron und verloben sich. Bei den US Open spielt sich das Liebesdoppel ins Mixed-Finale. Americas Sweetheart und der Bad Boy bestimmen die Schlagzeilen. Ihre Beziehung? Ein auf und ab. Im Halbfinale von Wimbledon 1975 führt Evert klar gegen ihre Mentorin Billie Jean King. Da erscheint Susan Melody George (*1950) mit einem strahlenden Jimmy auf der Zuschauertribüne. Immerhin One of the Sexiest Film Stars Alive. Zu viel für Chrissie. Sie gibt das Match noch aus der Hand. Die Beziehung bekommt Risse und zerbricht. Zu viel für Jimmy. Er legt massige 13 Kilo zu. Neben 4-5 großen Mahlzeiten pro Tag bleibt nur noch etwas Zeit für Groupies. Der Unbesiegbare bekommt Zweifel. Große Siege bleiben aus. Ein Happy End mit Chrissie? Hochzeit 1977? Eine Zeitungsente! Connors streut in The Outsider Spekulationen über einen Schwangerschaftsabbruch. Seine zwischenzeitliche Lebensgefährtin wird Marjorie Wallace (*1955). Immerhin Miss World 1973 und die Ex vom tragischen Formel 1 - Helden Peter Revson (1939-1974). Jimmy heiratet 1979 das Playmate Patti McGuire. Sohn Brett und Tochter Aubree Leigh machen das Glück perfekt. Chris heiratet zunächst den britischen Tennisprofi John Lloyd (1979-1987), dann Olympia-Skifahrer Andy Mill (1988-2006, 3 Söhne) und zuletzt den australischen Major-Golfer Greg Norman (2008-2009).

ATP-Weltrangliste am Jahresende (Platzierungen in den Top 10):

Ilie Nastase 1973-1977 (1 - 10 - 7 - 3 - 9)

John Newcombe 1973-1974 (2 - 2)

Jimmy Connors 1973-1988 (3 - 1 - 1 - 1 - 1 - 1 - 2 - 3 - 3 - 2 - 3 - 2 - 4 - 8 - 4 - 7)

Björn Borg 1974-1981 (3 - 3 - 2 - 3 - 2 - 1 - 1 - 4)

Guillermo Vilas 1974-1982 (5 - 2 - 6 - 2 - 3 - 6 - 5 - 6 - 4)

Vitas Gerulaitis 1977-1982 (4 - 5 - 4 - 9 - 9 - 5)

John McEnroe 1978-1987 (4 - 3 - 2 - 1 - 1 - 1 - 1 - 2 - 0 - 10)

Ivan Lendl 1980-1988 (6 - 2 - 3 - 2 - 3 - 1 - 1 - 1 - 2)

Mats Wilander 1982-1988 (7 - 4 - 4 - 3 - 3 - 3 - 1)


1975 ist die Anzahl guter Spielerinnen so hoch wie nie zuvor. Da ist immer noch die Klasse von King, Casals oder Court. Weltspitze sind auch Evonne Goolagong (*1951), Wade und Evert. Auch Nancy Richey (*1942) aus San Angelo, Betty Stove (*1945) aus den Niederlanden, Olga Morozova aus Russland (*1949), Martina Navratilova, Kerry Melville (*1947) und Diane Fromholtz (*1956) aus Australien machen auf sich aufmerksam. Chris Evert wird aufgrund ihrer ruhigen und konzentrierten Art auf dem Platz The Ice Princess genannt. Sie hat einen enormen Siegeswillen und haut den Gegnerinnen ihre harte, beidhändige Rückhand um die Ohren. 125 Siege in Folge auf Sand (1973-1979) sprechen für sich. Doch ihre Gelassenheit täuscht ein wenig. Chrissie verrät dem Tennis Magazin: "Gerade vor ein paar Tagen habe ich so richtig mit Schmackes mein Racket zertrümmert. Ich fühlte mich danach unglaublich gut." Abseits des Platzes ist sie fröhlich und sehr humorvoll. Es wird auch verraten, wer in der Umkleidekabine die schmutzigsten Witze erzählt. Everts Hauptrivalinnen heißen Goolagong, Wade, Austin und Navratilova. Die Aborigine-Frau vom Stamm der Wiradjuri siegt bei den French Open (1971), in Wimbledon (1971, 1973) und in Australien (1974-1977). Goolagong heiratet 1975 den britischen Tennisspieler Roger Cawley und hat 2 Kinder. Das Sunshine Super Girl steht 1976 für 2 Wochen ganz oben. Sie lebt in Queensland. Virginia Wade (*1945) erlebt ihre Sternstunde 1977 in Wimbledon. Die britische Presse überschlägt sich: Unser Ginny gewinnt für England! Tracy Austin (*1962) hingegen gewinnt als jüngste Spielerin zweimal die US Open (1979, 1981). Das kalifornische Wunderkind ist sehr schüchtern und meist in Begleitung ihrer Mutter zu sehen. Sie spielt unorthodox, aber sehr erfolgreich und steht 1980 für 21 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Rücktritt 1983. Tracy heiratet den Immobilienunternehmer Scott Holt (1993), hat 3 Söhne und kommentiert fürs US-Fernsehen. Martina Navratilova darf 1973 erstmals nach Amerika ausreisen. Sie sieht aus wie eine Bohnenstange. Nur Muskeln und Knochen. Kurven bekommt der Teenager durch Pizza, Burger, Pommes und Pfannkuchen. Ihr Motto: Ans Netz gehen, offensiv spielen, Spaß haben und gewinnen. Martina freundet sich mit Chrissie an, die von Vater Jimmy, Mutter Colette und Schwester Jeanne (1957-2020) begleitet wird. Sie verbringen viel Zeit miteinander. 1975 bleibt Navratilova mit Hilfe der Einwanderungsbehörde im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Bis zur Einbürgerung vergehen 6 Jahre. Die gebürtige Tschechoslowakin ist inzwischen eine Top-Athletin mit strengen Ernährungs- und Fitnessplan. Sie spielt das eleganteste Serve-and-Volley der Tour. Während Evert die 70er Jahre klar dominiert, dreht sich das Duell Richtung Navratilova. Die Königin von Wimbledon (9 Titel) feiert 167 Turnier- und 18 Grand Slam Siege. Was für eine Vita. Evert kommt auf 154, Court 92, Goolagong 68 und King 67. 

Auswahl direkter Duelle (Weltspitze der Damen):

Margaret Court - Billie Jean King 21:13

Chris Evert - Margaret Court 9:3

Chris Evert - Billie Jean King 13:4

Martina Navratilova -Margaret Court 3:1

Martina Navratilova - Billie Jean King 9:7

Martina Navratilova - Chris Evert 43:37

Martina Navratilova - Tracy Austin 20:12

Tracy Austin - Chris Evert 8:6


Die Frauen haben viel Spaß und verstehen sich auch außerhalb des Platzes. Sie spielen zusammen, reisen zusammen und feiern zusammen. Und sie sind im Gegensatz zu manchen Männern clean. Kein Wunder. Ihre Laster beschränken sich auf Bier oder Wodka-Orange. Navrat, die ungezogene Göre gehört jetzt auch zur Clique. Sie fühlt sich mal von Männern, mal von Frauen angezogen. Ihr Jugendfreund ist ein Architekturstudent aus Prag. In Amerika lebt sie zunächst in Beverly Hills und verliebt sich über beide Ohren in eine Frau. Die sechsmonatige Beziehung bleibt geheim. In Dallas fühlt sie sich heimisch und kauft ein Haus mit Swimmingpool. Viel Zeit verbringt Martina mit ihrer Freundin und Beraterin Sandra Haynie (*1943). Seines Zeichens Profi Golferin. Seitenblick nach Wimbledon: 1978 gewinnt Martina erstmals und löst Finalgegnerin Chris Evert nach 4 Jahren für kurze Zeit als Nummer 1 der WTA Computerrangliste ab. Es folgt eine herzliche Umarmung. Die beiden Tennisdamen stellen fortan Rekorde für die Ewigkeit auf. Erste Gerüchte über ihr Liebesleben kommen 1980 auf. Eine Liaison mit der US-Erfolgsautorin Rita Mae Brown (*1944). Hoffnungslos romantisch verläuft die erste Zeit ihrer einjährigen Beziehung. Sie kaufen sich eine Villa in Charlottesville bei den Blue Ridge Mountains. Take Me Home, Country Roads! Browns Roman Die Tennisspielerin erzählt von Intrigen und Rivalität hinter den Kulissen des Berufstennis. Aufmerksame Leser werden zahlreiche Parallelen entdecken. Dann zieht Martina für drei Jahre zum weiblichen Basketballstar Nancy Lieberman (*1958). Diese trillt Martina zu Höchstleistungen. Sie verliert 10 Kilo, wird zur Athletin und klaren Nummer 1. Tennisprofi Mike Estep (*1949) übernimmt als Coach. Ihre erfolgreichsten Jahre. Auch im Doppel. Doppelpartnerin Pam Shriver (*1962) aus Lutherville (Maryland) ist hochgewachsen und deckt spielstrategisch einen großen Teil des Platzes ab. Privat tritt 1984 Judy Nelson in ihr Leben. Eine texanische Schönheitskönigin (National Maid of Cotton) und Mutter zweier Söhne, deren Ehe gerade in die Brüche geht. Martina liebt schöne Frauen. In Wimbledon entdeckt die Presse Judy auf der Tribüne. Reporter scheuen sich nicht, die beiden Frauen anzüglich nach ihren Liebesleben zu fragen. Bei den Männern würden sie sich höchstens einen Kinnhaken einfangen und erst nach Stunden wieder zu sich kommen. Ihre große Liebe hält 7 Jahre. 1991 die schmerzliche Trennung: "30 Millionen Dollar oder ich zeige unser Liebesvideo." Sie einigen sich außergerichtlich bei etwa 3,5 Millionen Dollar. Judy Nelson verarbeitet ihre Beziehung in den Büchern Love Match und Seitenwechsel. Seit 2014 ist Navratilova glücklich mit ihrer Langzeitfreundin Julia Lemigova (*1972) verheiratet, einer früheren Miss UdSSR. Ihr Liebesnest ist in Miami. Sie sind Mütter von Adoptiv-Zwillingen. Trauzeugin ist Schauspielerin Brooke Shields (*1965), die Verflossene von Andre Agassi (*1960).

Auswahl großer Grand-Slam-Spiele (Weltspitze der Damen):

1970 Wimbledon (GF): Margaret Court - Billie Jean King 14:12, 11:9

1975 French Open (GF): Chris Evert - Martina Navratilova 2-6, 6-2, 6-1

1979 US Open (GF): Tracy Austin - Chris Evert 6-4, 6-3

1980 US Open (HF): Chris Evert - Tracy Austin 4-6, 6-1, 6-1 (Nr. 1)

1981 US Open (GF): Tracy Austin - Martina Navratilova 1-6, 7-6, 7-6

1984 US Open (GF): Martina Navratilova - Chris Evert 4-6, 6-4, 6-4


Jimmy Connors sorgt wieder für Spektakel. Für die New Yorker Fans ist Jimbo The Real Champion, da er seine ersten drei US-Open Titel auf Gras (1974), grüner Asche (1976) und Kunstharz (1978) holt. Die Finalgegner Rosewall und Borg (zweimal) werden regelrecht vom Platz gefegt. Flushing Meadow ist für viele Spieler das anstrengendste Turnier der Tour. Es geht zu wie auf einen Jahrmarkt. Brütende Hitze! Unmengen an Fastfood! Ratternde Güterzüge und das Dröhnen riesiger Flugzeuge, die am nahegelegenen La Guardia Airport starten oder landen. 20 000 frenetische Zuschauer machen die Anlage zu einem Hexenkessel. Connors genießt das Bad in der Menge. Er spielt, kämpft und siegt, als gäbe es kein Morgen. 1982 und 1983 ist Ivan Lendl im Finale nahezu chancenlos. Hervorheben möchte ich auch seinen Fünfsatz-Sieg gegen John McEnroe im Wimbledon-Finale (1982). Diese Titel bringen ihn wieder zurück auf den Tennisthron. Connors ist mit 109 Turniersiegen auf der Profi-Tour der Rekordhalter. Vor Lendl mit 94, McEnroe 77, Laver 72, Borg 66, Nastase 64 und Vilas mit 62. Jimmy Connors und Ilie Nastase verstehen sich blendend. In seiner großartigen Biografie finden sich zahlreiche Anekdoten zum Schmunzeln. Mit John McEnroe verbindet ihn keine Freundschaft: "Ich verhalte mich nicht anders als früher, aber man hat jemanden gefunden, der noch schlimmer ist als ich." Nastase hingegen ist der erste Spieler, der das Interesse der Menschen am Tennis aus dem Kreis der Tennisclubs hinaus in die Welt trägt. "10000 Menschen im Stadion lieben ihn und 10000 hassen ihn. Ein echter Champion!" Vorausgegangene Worte stammen von Ion Tiriac (*1939). Bei den US Open 1972 in New York bezwingt er Lokalmatador Arthur Ashe (1943-1993) in fünf Sätzen. 1973 in Roland Garros folgt Titel 2. Nach Einführung der Computer-Weltrangliste im August steht Tenniskünstler Nastase ganz oben. Der Rumäne bringt Spielwitz, Humor, Intelligenz und Leichtigkeit auf den Platz. So geht schon mal ein Ballwechsel verloren, wenn der Doppelpartner von Graf Dracula Tiriac wieder mal den Tennisplatz verlässt, um in der ersten Reihe die Telefonnummer einer feschen Blondine zu notieren: "Es gibt immer einen nächsten Punkt, aber ob es eine nächste Blondine gibt, da bin ich mir nicht so sicher." So manches Mal geht aber auch der Gaul mit ihm durch. Eine schillernde Persönlichkeit eben, dessen Charme nahezu alle Frauenherzen schneller schlagen lässt. Fünf Mal stand Nasty bisher vor dem Altar. Patenonkel der Kinder ist sein bester Kumpel Connors.

Auswahl direkter Duelle von Nastase & Connors:

Ilie Nastase - Ken Rosewall 3:6

Ilie Nastase – John Newcombe 4:1

Ilie Nastase - Vitas Gerulaitis 1:10

Ilie Nastase - Jimmy Connors 15:12

Jimmy Connors - Ken Rosewall 7:1

Jimmy Connors - John Newcombe 4:2

Jimmy Connors – Vitas Gerulaitis 18:5

John McEnroe - Jimmy Connors 20:14

John McEnroe – Ilie Nastase 6:3


Guillermo Vilas spielt 1977 ein Fabeljahr. Sieg bei den French Open, den US Open und Finale in Australien. Der Bulle aus der Pampa gewinnt 16 Turniere und ist 46 Spiele hintereinander ungeschlagen. Dennoch nur Nummer 2 der Rangliste. Hauchdünn hinter Jimmy Connors. Ein König ohne Krone. Aber Borg ist sich sicher: "Guillermo Vilas war der Beste." Sie verstehen sich auch abseits des Platzes prächtig. Vilas ist ein sensibler Geist, der Gedichte verfasst und über das Leben philosophiert: "Die Leute glauben, Menschen schreiben Geschichte, doch die Zeit schreibt sie. Die Zeit lehrt alles." Sein Verhalten auf dem Platz ist tadellos! Willy gilt als Pionier von Topspins und Tweener. Letzterer ist der geniale Schlag durch die Beine. Vilas ist der Inbegriff von Stärke, Fitness und Ausdauer. Was machen die Kollegen? Feierabend! Sie besetzen eine gemütliche Ecke in einer Kneipe und bestellen ein paar Bier. Sie leben nach dem Motto: Erlaubt ist, was Spaß macht. Bei Vitas Gerulaitis (1954-1994) gibt es die besten Partys. Ein Amerikaner litauischer Herkunft, mit Leib und Seele New Yorker. Broadway Vitas fährt einen gelben Rolls-Royce und ist Stammgast im Studio 54. Im Schlepptau die hübschesten Mädchen. Der blondgelockte Lithuanian Lion ist ein ultimativer Ladykiller. Als Gitarrist steht er schon mal gemeinsam mit Aerosmith-Sänger Steven Tyler (*1948) auf der Bühne. Sparringspartner und bester Kumpel? Björn Borg! Unvergesslich ihr Wimbledon-Halbfinale von 1977. Wie soll man das beschreiben? Da bekämpfen sich zwei Rivalen auf Augenhöhe mehrere Stunden lang und doch sieht es so aus, als würden zwei Freunde einfach nur Tennis spielen und richtig Spaß dabei haben. Er gewinnt den Titel in Australien gegen John Lloyd (*1954) in 5 Sätzen. Gerulaitis lebt ein kurzes, aber sehr intensives Leben. Auch dem Argentinier Vilas werden zahlreiche Liebschaften nachgesagt. Ein Liebling der Damenwelt. Seine Romanze mit Prinzessin Caroline von Monaco (*1957) bringt ihn auf die Titelblätter der Zeitschriften. Die adelige Schönheit begleitet den Frauenschwarm nach Paris. Boulevard ist natürlich dabei. Inzwischen pendelt Vilas zwischen Buenos Aires und Bangkok. Seine Gattin Phiang Pathu schenkt ihm neben den bezaubernden Töchtern Andanin, Lalindao und Intila auch Stammhalter Guillermo jr. Allesamt schillernde Typen. Zum Ende des Jahres stehen sie sich nochmals gegenüber. Die besten acht Einzelspieler der Welt. Sie bestreiten das ATP Masters. Es hat nach den vier Majors (Grand Slams) den höchsten Stellenwert. Die erste Auflage geht an Stan Smith. Der Austragungsort wechselt. 1977 bis 1989 ist New York Gastgeber. Lendl steht 9mal im Finale und gewinnt 5 Titel, Nastase 4 und McEnroe 3. Es sind die inoffiziellen Weltmeister!

ATP Masters – Die Finalspiele (1972-1981):

1972 Ilie Nastase - Stan Smith 6-3, 6-2, 3-6, 2-6, 6-3

1973 Ilie Nastase - Tom Okker 6-3, 7-5, 4-6, 6-3

1974 Guillermo Vilas - Ilie Nastase 7-6 (8-6), 6-2, 3-6, 3-6, 6-4

1975 Ilie Nastase - Björn Borg 6-2, 6-2, 6-1

1976 Manuel Orantes - Wojciech Fibak 5-7, 6-2, 0-6, 7-6 (7-1), 6-1

1977 Jimmy Connors - Björn Borg 6-4, 1-6, 6-4

1978 John McEnroe - Arthur Ashe 6-7 (5-7), 6-3, 7-5

1979 Björn Borg - Vitas Gerulaitis 6-2, 6-2

1980 Björn Borg - Ivan Lendl 6-4, 6-2, 6-2

1981 Ivan Lendl - Vitas Gerulaitis 6-7 (5-7), 2-6, 7-6 (8-6), 6-2, 6-4


Quellen:

Martina Navratilova - So bin ich

Sandra Faulkner - Love Match (Judy & Martina)

Rita Mae Brown - Die Tennisspielerin

Pat Cash - Uncovered

Jimmy Connors - The Outsider

Richard Evans – Open Tennis

John Grasso - Historical Dictionary of Tennis

Patrick McEnroe - Tennis For Dummies

Helmut Heimann - Tenniskünstler Ilie Năstase (Artikel)

Tennisfragen - Der legendäre Tennisspieler Borg (Artikel)

ATP Tour - Head 2 Head (Homepage)

Match Stat - Head 2 Head (Homepage)

Tennis Magazin (Homepage & Archivmaterial)


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